Zuletzt aktualisiert am 7. Januar 2023 um 19:08

Die Salzburger Festspiele 2022 befinden sich schon in der zweiten Hälfte und für mich sind sie eigentlich schon vorbei. Die Pressekonferenzen sind abgeschlossen, ebenso die Terrassentalks, zu denen ich dankenswerterweise oft eingeladen werde und ich habe alle geplanten Aufführungen schon hinter mir. Das stimmt leider nicht ganz, denn ich musste im letzten Augenblick einem Schauspiel fern bleiben, weil sich mein Unterkiefer in den Vordergrund gedrängt hatte und statt Szene Salzburg ein Besuch in der Klinik angesagt war.

Reigen, neu interpretiert

Somit habe ich Reigen, nach Arthut Schnitzler leider versäumt. Das Stück ist nicht original von Schnitzler, sondern wurde neu interpretiert, indem 10 anerkannte Autor*innen den Stoff in die Gegenwart geschrieben haben. Das Schauspiel wurde ursprünglich in der Originalversion 1920 uraufgeführt, aber von Schnitzler selbst mit Spielverbot belegt. Erst 1982 durfte es wieder gespielt werden. Ja, sehr schade, aber manchmal werden Pläne einfach durchkreuzt. Das Stück wird heuer auch nicht mehr gespielt. Es handelt sich jedoch um eine Koproduktion mit dem Schauspielhaus Zürich. Dort wird das Stück ab 17. September gezeigt.

© SF / Lucie Jansch

Zauberflöte, Oper von Mozart

Mein erster Abend galt der Zauberflöte, wohl einer der bekanntesten Mozart Opern. Die ursprüngliche Inszenierung stammt aus dem Jahr 2018 und wurde für das Haus für Mozart angepasst. Das war nicht meine erste Zauberflöte. Schon als Kind habe ich sie im Rahmen einer Schulaufführung im Festspielhaus gesehen und danach noch einige Male. Aus der Erinnerung heraus würde ich jedoch behaupten, dass die diesjährige Aufführung die bezauberndste war. Ich habe mich wegen der Kulissen fast ein wenig ins Marionettentheater versetzt gefühlt. Schön fürs Auge und schön für die Ohren. Noch bis zum 27. August kann man diese Oper in zwei Aufzügen besuchen.

© SF / Sandra Then

Schwerer Liederabend

Ich bin ein großer Fan von Mathias Goerne und Markus Hinterhäuser. Wenn möglich, besuche ich die jährlichen Liederabende. Robert Schumann und Franz Schubert, so dachte ich, könnten mir einen leichten Abend bringen. Doch weit gefehlt. Es wurden auch Lieder von Hanns Eisler gespielt, unterlegt mit Texten von Bertold Brecht. die beiden Künstler trafen sich nach ihrer jeweiligen Flucht in Hollywood. Und so entstand auch das Hollywooder Liederbuch. Zugegeben, Titel wie *auf der Flucht* oder *Über den Selbstmord* lassen den Inhalt erkennen. Ich hatte jedoch nicht damit gerechnet, dass mich die Texte noch in den darauffolgenden Tagen beschäftigen würden. Trotzdem war es ein schöner Abend, aber kein leichter.

© SF / Marco Borrelli

Il Trittico

Meinen dritten Festspielabend habe ich mit meiner Mama im Großen Festspielhaus verbracht. Drei Opern von Giacomo Puccini mit je einem Akt füllen den Abend. Musikalisch geleitet wurde diese Neuinszenierung von Il Trittico von Franz Welser-Möst, den ich schon lange schätze. Die Inhalte der drei Kurzopern sind durchwegs ernster Natur. Von einer fast ein wenig heiteren Erbschaftsgeschichte, über eine dramatische Beziehungstory bis zum traurigen Schicksal der jungen Nonne Angelica, spannt sich der Bogen. Aus meiner Warte absolut sehenswert. Das Bühnenbild ist nicht wirklich spektakulär, dafür strahlt Sängerin Asmik Grigiorian in ihren verschiedenen Rollen.

© SF / Monika Rittershaus

Im Aufzug mit Lars Eidinger

Meine ganz persönlichen Highlights spielten sich jedoch abseits der Bühnen ab. So traf ich einmal Lars Eidinger, der in diesem Jahr zum zweiten Mal den Jedermann spielt, im Aufzug zur Presseterrasse. Dieser Aufzug ist bekanntermaßen so langsam, dass man sich auch länger unterhalten kann. Jedermann wäre da eigentlich ein gutes Thema gewesen. Aus nicht nachvollziehbaren Gründen, haben wir über das Thema Nummer eins seit 2020 gesprochen. Corona. Im Nachhinein gesehen natürlich sehr schade. Wir hätten ja auch über Essen zur Festspielzeit sprechen können.

© SF / Franz Neumayr

Clubbing im Karl Böhm Saal

Dafür durfte ich am Clubbing mit DJ Lars Eidinger im Karl Böhm Saal, der sich im Festspielhaus Komplex befindet, tanzen. Ich habe tatsächlich zwei der heißbegehrten Karten für diesen außergewöhnlichen Event ergattert. Ich bin ehrlich, ich war das letzte Mal auf einem Clubbing in den Sophiensälen in Wien, die sind jedoch 2001 abgebrannt. Da kann man sich ausrechnen, wie lange das her ist. Kurze Rede, langer Sinn, nach tagelanger Nachdenkphase über das passende Outfit, habe ich mit meiner Schwester dieses Event besucht. Einfach grandios, nach so vielen Jahren wieder richtig ausgelassen zu tanzen. Wenn da nicht meine körperlichen Unzulänglichkeiten zugeschlagen hätten. Seitdem weiß ich, dass harte Beats großen Narben nicht guttun. Das klingt vermutlich wirklich schräg, aber nach gut einer Stunde war es vorbei mit der Tanzerei, weil meine Narben von meiner Krebsoperation, und die sind leider ziemlich groß, zu schmerzen begannen. Egal, der Abend war einfach grandios und wird mir unvergesslich bleiben.


Alles Fotos stammen aus dem Pressearchiv der Salzburger Festspiele.