Zuletzt aktualisiert am 7. Januar 2023 um 19:09

Ich weiß, der Titel klingt ein wenig reißerisch, aber entspricht ziemlich genau meinen Gefühlen. Corona, das Virus, Covid oder wie immer man die Pandemie mit Worten auszudrücken vermag, bremst uns alle seit Monaten ein. Ich bin seit März 2020 gut durch die Zeit gekommen. Ich habe mich an alle Regeln gehalten. Abstand, Hände waschen, kaum Kontakt zu anderen.

Selbst als in im vorigen Sommer wieder auf Reisen gegangen bin, habe ich mich sicher gefühlt. Ich verzichte weitgehend auf öffentliche Verkehrsmittel, bin nicht mehr Zug gefahren und schon gar nicht in ein Flugzeug gestiegen. In den von mir besuchten Hotels war immer genug Sicherheitsabstand und im Sommer tummeln sich auch zu normalen Zeiten selten Gäste tagsüber im Wellness Bereich.

Nicht alle halten die Regeln ein

Ja ich gebe zu, ich habe oft mit Argwohn andere Menschen aus der Ferne beobachtet, die sich an gar nichts halten. So, als wäre nichts geschehen und alles nur ein fauler Zauber. Ich will bewusst niemanden an den Pranger stellen und verurteilen, aber manche Sorglosigkeit und auch mangelnden Respekt kann ich nicht ganz nachvollziehen.

Es stößt mir ziemlich sauer auf, wenn Menschen ohne Maske und Abstand auf Demonstrationen gehen. Ich halte dieses Recht für eines der höchsten Güter unserer modernen Demokratie, aber man muss nicht alle Schranken überschreiten, um seinen Unmut kundzutun. Es macht mich auch zornig, wenn Menschen aus meinem erweiterten Umfeld Videos von der letzten alkoholgeschwängerten und nebenbei verbotenen Kellerparty über diverse Messenger versenden und sich ultracool mit solchen Aktionen vorkommen. Ja, da ist es mir sogar in den Sinn gekommen zur Denunziantin zu werden. Für solche Gedanken geniere ich mich ehrlich. Es liegt mir fern jemanden zu verpfeifen, auch wenn ich im Recht wäre.

Und plötzlich mitten im Cluster

Und jetzt ist es mir passiert, dass ich trotz aller Vorsichtsmaßnahmen und Einhaltung der amtlich vorgeschriebenen Regeln ein Corona Opfer wurde. Zum Glück und dafür bin ich sehr dankbar, ohne Infektion und ohne zu erkranken. Aber als Kontaktperson der Kategorie 1 muss man für 10 Tage in Absonderung. Alleine dieses Wort ist schon so abstoßend. Quarantäne, Isolation, wer will denn so etwas schon. Vor allem, wenn man so etwas schon einmal erlebt hat.

Vor gut 9 Jahren, ein halbes Jahr nach meiner Krebsdiagnose, musste ich in der Klinik abgesondert werden, weil ich mir einen MRSA Keim eingefangen hatte. Ich empfand das damals fast wie im Gefängnis und teils auch sehr entwürdigend, denn mein Zimmer hatte weder Toilette noch eine Dusche. Der Vorteil damals war, dass ich körperlich sehr erschöpft war und mich das alles nicht sonderlich gestört hat, weil mein Alltag schon seit Monaten aus Schlafen und Fernsehen bestand.

Der Amtsweg in die Absonderung

Nun war die Situation aber eine ganz andere. Meinen Absonderunsgbescheid habe ich mir gewissermaßen bei meinem Zahnarzt abgeholt. Der war nämlich positiv getestet worden und das genau einen Tag, nachdem ich für über eine Stunde mit offenem Mund am Behandlungsstuhl lag. Shit happens! kann man da sagen. Vor allem auch für meinen Arzt, der dadurch in einen aufwändigen Amtsstrudel gelangte. Gleich ein ganzer Cluster wurde nach ihm benannt. Ob er auch erkrankt ist, das weiß ich nicht, vielleicht ist er symptomlos geblieben. Das würde ich ihm wünschen. Mehr werde ich wohl im Februar erfahren, wenn meine Behandlung fortgesetzt wird.

Ohne Erkrankung in Isolation

Für mich kann ich sagen, ich hatte großes Glück, seit heute bin ich wieder in Freiheit. Mehr, als dass ich 10 Tage keinen Schritt vor die Haustüre machen durfte, ist nicht passiert. Trotzdem macht so eine Maßnahme etwas mit einem. Alleine der ganze Papierkram und du unzähligen Telefonate. Am Dienstag war ich beim Arzt, am Mittwoch erhielt ich eine Mitteilung aus der Ordination und bin sofort in Selbstisolation gegangen.

Gemeinsam mit meinem Mann, denn wir waren bereits am Montag beide bei der Mundhygiene und wir wussten ja zu diesem Zeitpunkt nicht, wer vom Ordinationsteam positiv war. Ich rief sofort bei der Corona Hotline an, weil ich testen gehen wollte. Mir wurde gesagt, das wäre zu früh, ich sollte aber zuhause bleiben. Am Donnerstag Morgen folgte der logische Anruf vom Contact Tracing. Da wurden die persönlichen Daten abgestimmt und vor allem geklärt, wie lange man, mit wem, in der Ordination Kontakt hatte.

Dass mein Mann lediglich K 2 wäre, war schnell klar, weil er keinen unmittelbaren Kontakt hatte. Bei mir war das anders, mir wurde gesagt, ich müsse bis zur weiteren Abklärung zuhause bleiben und auf Anweisungen warten. Das klang dann alles schon sehr amtlich, allerdings waren die Überbringer der Botschaften alle sehr freundlich und herzlich. Das hat der möglichen Bedrohung etwas Wind aus den Segeln genommen.

Test und schriftlicher Bescheid

Endlich am Samstag war dann klar, ja, ich bin K1, das hatte der Amtsarzt auf Grund der Dauer der Behandlung festgelegt. Da wurde die Absonderung dann mündlich erteilt und die Aufforderung zur Testung mit PCR Test. Ich hatte mich fast schon gefreut, dass nun weiß verkleidete Frauen und Männer bei mir auftauchen würden. Irrtum, ich wurde ersucht zur ausgewiesenen Testrasse zu fahren. Da ist dann gleich ein Fehler passiert, ich hätte alleine im Auto fahren müssen, wie ich später dem schriftlichen Bescheid entnehmen konnte. Wir hätten gerne einen Test auch für meinen Mann gehabt, das ging dort aber aus Verrechnungsgründen nicht. Er hätte seinen Test selber bezahlen müssen, das kann man aber nicht in dieser Teststraße, dafür hätten wir dann woanders hinfahren müssen. Wahrhafter Bürokratismus, aber doch nachvollziehbar.

10 Tage Inkubation

Am Samstag Nachmittag trudelte bereits der amtliche Bescheid via Mail ein. Auf das Testergebnis musste ich noch bis Sonntag warten. Das kommt via App. Interessanter Punkt, die App selbst zeigt bis heute kein Ergebnis an, ich hatte mich aber auch für einen Mitteilung via SMS in der App angemeldet und so erfuhr ich über SMS vom negativen Ergebnis. Die Quarantäne ist dann jedoch nicht aufgehoben, die Dauer von 10 Tagen bleibt, wegen der langen Inkubationszeit bestehen. Rein theoretisch kann man auch nach bis zu 14 Tagen nach einem Kontakt noch erkranken. Man muss in dieser Zeit auch täglich zweimal Fieber messen und in eine Liste eintragen. Kontrolliert wird das aber offenbar nicht.

Kontrolle durchs Amt?

Einmal dachte ich, eine Kontrolle würde vor der Türe stehen, dabei war es unser Briefträger, der mir den Bescheid eingeschrieben zustellen musste. Witzig, wenn man die Türe nicht aufmachen darf. Das hat dann mein Mann übernommen. Aber wir funktioniert das bei alleinstehenden Menschen? Wird das unter der Türe durchgeschoben und im Gegenzug, die unterschrieben Bestätigung ebenfalls?

Eingesperrt sein ist nicht charmant

Mein Conclusio zu den vergangenen Tagen: Zum Glück ist nichts passiert, aber eingesperrt zu sein, ohne spürbaren oder ersichtlichen Grund, ist nicht sehr fein. Auch wenn ich im Winter generell nicht sehr viel außer Haus gehe, aber letztlich ist das meine Entscheidung, die wurde mir aber amtlich genommen. Als ich damals in der Klink isoliert wurde, hätte ich trotz Keim heim gehen können, denn Keime sind nur innerhalb von Kliniken ein Absonderungsgrund. Da hatte ich mich selbst für die Isolation entschieden, jetzt war das nicht möglich und das macht mental viel aus.

Aber nun bin ich wieder in Freiheit und vor allem gesund.

Wir alle sollten sehr vorsichtig sein, auch wenn wir uns nicht in Gefahr wähnen. Oft sitzt sie dort, wo man sie nicht vermuten würde.