Zuletzt aktualisiert am 7. Januar 2023 um 19:09

In Zeiten wie diesen, bin ich froh, dass claudiaontour.com nicht nur ein reiner Reiseblog ist, sondern viel mehr ein virtueller Bauchladen, in dem außer schönen Reisberichten, Kaffeehausbesuchen, Restauranttipps oder Kulturinfos auch andere Dinge geboten werden. Für Suchmaschinen ist der Faktor übrigens nicht sehr ideal, wenn man sich nicht auf ein einziges Thema konzentriert, sondern querbeet und kunterbunt in der Gegend herumschreibt. Auch wenn diese Seite auch kommerzielle Züge hat, so ist sie hauptsächlich mein rein privates Vergnügen und soll der Leserschaft neben Infos auch Freude und Spaß bringen.

Blogs vs andere unzählige Plattformen

Ich blogge nun seit bald neun Jahren und genau so lange wird Blogs auch immer wieder die Berechtigung abgesprochen. Wiederkehrend wird das baldige Ende der Bloggerszene prophezeit und andere Plattformen und Kommunikationskanäle in den Himmel gehoben. Facebook, Videos, Podcasts, Instagram, TikTok und wie die vermeintlichen Blog Konkurrenten auch heißen mögen, erhalten stetig Zulauf, während Blogs etwas Antiquiertes nachgesagt wird.

Sterben Blogs aus? Blogparade von start:talking

Diese Frage wurde zu Beginn des Jahres auf Twitter wieder einmal gestellt und genau diese Diskussion hat Meike Leopold von start:talking dazu bewogen, einmal in der Kollegenschaft einige Fragen zu stellen und diese in Form einer Blogparade zusammen zu fassen. Ich bin kein Fan von Blogparaden, außer das Thema ist wirklich spannend und ich habe etwas halbwegs Vernünftiges dazu zu sagen.


Warum bloggst du?

Ich blogge seit 2012, meine erster Blog und auch meine Hauptseite, ist eine Plattform für Dysphagiekost Rezepte und Infos für Betroffene. Geschmeidige Köstlichkeiten hat als kleiner Blog begonnen und ist heute ein Unternehmen mit vielen Kontakten in die Szene rund um Schluckstörungen und Mundtumore. Seit 2015 besteht claudiaontour.com, eigentlich als Hobby und Ausgleich zum Food Blog.

Was treibt dich dabei an?

Dysphagie und Zungenkrebs, mein zweites wichtiges Thema am Food Blog, sind sehr tabuisiert, das versuche ich mit meiner Arbeit durchbrechen. Bei claudiaontour.com möchte ich zeigen, dass auch Menschen im fortgeschrittenen Alter keine Scheu vor diesem Internet haben müssen, dass es möglich ist, seine Gedanken über eine schöne Webseite hinaus in die Welt zu tragen.

Wie gelingt es dir, den „inneren Schweinehund“ zu überwinden und deinen Blog lebendig zu halten?

Ganz ehrlich, ich kenne diese Probleme nicht. Wenn es selten, aber doch vorkommt, dass ich keine Schreiblust habe, dann schreibe ich auch nichts.

Welche Vorteile bringt dir das Bloggen?

Ich habe durch meinen Food Blog nach einer schweren Krebserkrankung die Möglichkeit bekommen, wieder ins Arbeitsleben zurückzukehren. Außerdem lerne ich ständig neue Menschen auch real kennen. Mit claudiaontour.com habe ich in den letzten Jahren viele Reisen unternommen, die ohne Blog kaum möglich gewesen wären.

Woran misst du deine Erfolge?

Natürlich auch an persönlichem Feed Back. Ich erhalte auch oft genug Anfragen zu Interviews und war mehrmals im Fernsehen. Zweifelos zeigen mir Statistiken Erfolg an und letztlich, aber nicht unwichtig, mein Kontostand.

Wie schaut es aus mit dem Dialog auf deinem Blog?

Ich kommuniziere hauptsächlich privat mit Leser*innen. Darum gibt es auch kaum Kommentare. Dialog findet oft über Messenger bis hin zu Zoom Calls statt. Gerade wegen der schwierigen Thematik am Food Blog bevorzuge ich lieber direkten Kontakt. Ich würde sagen, dass generell Kommentare immer weniger zu finden sind. Einerseits ein Vorteil, weil ich bemüht bin auf Kommentare auch zu antworten, was durchaus auch sehr mühselig sein kann. Andererseits wünscht man sich eigentlich schon ein Feedback unter seinem Geschreibsel.

Ist ein Blog ein Medium von gestern?

Aus meiner persönlichen Sicht nicht. Gerade in meiner Altersklasse werden Blogs gerne gelesen. Außerdem gehen Blogbeiträge nicht wirklich verloren und verschwinden in der Versenkung, sofern man eine gute Blogstruktur hat.

Welche Zukunft siehst du für das Bloggen?

Blogs werden nicht untergehen, aber sie müssen sich weiterentwickeln. Und damit meine ich vor allem die Technik im Hintergrund, ohne der man heute kaum gefunden wird. Ohne SEO und Social Media werden auch die tollsten Blogs nicht gefunden. Empfehlungen von Kolleg*innen in Form von Bloggrolls findet man kaum mehr. Auch werden Beiträge selten geteilt, wenn sie nicht gerade ein total reißerisches Thema behandeln. Mein bestes Beispiel ist mein Food Blog, auf dem ich kaum noch aktuelle Rezepte veröffentliche aber täglich im Backend herumbastle. Dadurch habe ich meine Aufrufe im Vorjahr mehr als verdoppelt.

Nehmen junge Menschen Blogs überhaupt noch wahr oder nutzen sie?

Dazu müsste ich jetzt junge Menschen fragen. Meine Kinder sind um die 30 und ja, auch die lesen Blogs zu ihren Interessensgebieten. Elternblogs, Tauchblogs, Technikblogs und so fort.

Müssten wir den Begriff des Bloggens heute vielleicht viel weiter fassen?

Ich spreche von meinen beiden Blogs gerne von Online Magazinen. Es gibt nicht nur eine Art von Blogs, es gibt auch keine Gesetze und Regeln, wie ein Blog gestaltet zu sein hat.

Ist Bloggen eher ein Mindset und weniger ein Medium?

Das kommt wohl auch auf die Inhalte an. Beides schließt sich nicht unbedingt aus.

Überlegst du, auf ein anderes Medium umzusteigen und/oder mehr auf den Social Media zu posten? Wenn ja, warum?

Das tue ich ohnedies. Ich bin auf vielen gängigen Social Media Kanälen präsent. Nicht immer mit großer Zuneigung zum Medium. Ich probiere auch gerne Neues aus. Ich denke, man sollte nicht stehen bleiben und auch offen für anderes sein. Als Blogger*in kommt man auch kaum um andere Medien herum.

Welche Antworten hast du für Leute, die Blogs verbal immer wieder „beerdigen“ wollen oder nicht verstehen, was ihren (Mehr-)Wert ausmacht?

Ich treffe eigentlich nie persönlich auf solche Meinungen, im Gegenteil, ich erfahre meist sehr wertschätzende und bewundernde Kommentare.


Mich würde natürlich auch die Sichtweise der werten Leserschaft interessieren.

Wer mehr dazu lesen möchte, der wird bei Meike Leopold auf start:talking fündig.