Zuletzt aktualisiert am 28. Januar 2024 um 16:02

Rund 1000 Fotos habe ich von meiner Geburtstagsreise nach Venedig im November mitgebracht. Gut, einen Teil betrafen meinen Aufenthalt im schönen Hotel Bauer Palazzo, trotzdem blieben noch hunderte Fotos über, die ich nun sortiert habe. Aussortieren fiel mir wirklich schwer, sodass immer noch rund 100 Fotos zum Bearbeiten überblieben. Tatsächlich habe ich einige Abende damit verbracht, um nochmals in die schönen und ereignisreichen Tage in der Serenissima einzutauchen.

Was für eine schöne Beschäftigung zu einer Zeit, in der man das Haus ohnedies nicht wirklich verlassen konnte oder durfte. Lockdown Nummer vier war ja bislang in Österreich angesagt. Somit war ich sehr froh über die vielen Erinnerungsbilder. Trotzdem habe ich in den letzten Tagen keinen roten Faden für einen ausgiebigen Venedig-Beitrag gefunden. Das mag vielleicht auch daran liegen, dass vermutlich diese Pandemie den meisten Menschen aufs Gemüt drückt. Ich bin ein sehr positiver Mensch, aber auch mich belastet vor allem das ganze Drumherum zusehends.

Komm mit nach Venedig

Darum versuche ich dich mit meinen Bildern mit nach Venedig zu nehmen. Ich habe es mehrfach schon erzählt, ich war in früheren Jahren unzählige Male in der Lagunenstadt. Dann war 19 Jahre Pause. Exakt zwischen meinem 40. und 59. Geburtstag. Das soll nicht wieder passieren, darum plane ich mit zwei Freundinnen im Frühling gleich einen mehrtägigen Aufenthalt. Zum Arbeiten und zum Vergnügen. Wobei Arbeiten in Venedig ja auch ein Vergnügen sein kann.

So reist man an

Zum ersten Mal in meinem Leben bin ich mit dem Zug nach Venedig gereist. Von Salzburg aus ist das wirklich sehr bequem und stressfrei, auch wenn man in Villach einmal umsteigen muss. Der große Bahnhof Santa Lucia liegt direkt am Canal Grande. Von dort aus kann man entweder mit einem Taxiboot oder einem Vaporetto weiter zu seinem Ziel fahren. Hat man wenig Gepäck dabei oder wohnt nicht allzu weit weg, dann empfiehlt sich auch ein Spaziergang. Vorsicht, in den engen Gassen funktioniert Google Maps nicht immer einwandfrei. Ich bin in Cannaregio einmal eine halbe Stunde im Kreis gelaufen, bevor ich meinen Stadtplan aus der Handtasche gekramt habe. Darum ist gerade bei einem ersten Besuch ein altmodischer Papierplan gar nicht so übel.

Perfekt für den Venedig Urlaub, der Citypass

San Marco, Luxus und Attraktionen

Ich habe auch dieses Mal, wie die vielen Besuche davor, in San Marco gewohnt. Das ist der Stadtteil, der besonders bei Touristen sehr beliebt ist. Der Dogenpalast, der Markusdom, der Markusplatz, das Büro der Biennale, Teatro La Fenice, Seufzerbrücke, Harry’s Bar, Caffé Florian, um nur einige Sehenswürdigkeiten zu nennen, findet man in diesem Sestiere. Das ist die Bezeichnung für Stadtteil, davon gibt es sechs, wie der Name schon sagt.

Übrigens unterteilt sich San Marco in 12 Einzelinseln, die man aber bequem zu Fuß durchwandern kann. Es ist fast nicht vorstellbar, dass dort nur mehr rund 4000 Einheimische leben. Dafür gibt es dort eine Vielzahl an klingenden Hotelnamen. Danieli, Bauer, Gritti, Baglioni hat vermutlich jeder schon einmal gehört oder in einem Film, der in Venedig spielt, gesehen. Wer gerne Geld in Venedig lassen möchte, der verlässt am besten das Viertel nicht mehr. Denn in den schmalen Gassen reihen sich die bekanntesten Designer aneinander. Celine, Tiffany, Gucci, Versace, Louis Vuitton, Hermes oder Etro. Markenbegeisterte sind hier genau richtig.

Kulinarik in San Marco

Auch die Kulinarik kommt in San Marco nicht zu kurz und richtet sich vor allem an Gäste der Stadt. Dementsprechend sind auch die Preise. Bei meinem letzten Besuch habe ich vorzüglich im De Pisis gespeist. Das De Raffaele und die Harry’s Bar kenne ich von früher und mir wurde versichert, dass man in beiden Lokalen immer noch sehr gut essen kann.

Spaziergang nach Dorsoduro

An einem Nachmittag bin ich über den Ponte dell’Academia nach Dorsoduro spaziert. Ich bin jetzt keinesfalls eine Spezialistin für das Viertel, dazu war ich viel zu kurz auf diesen südlichen Inseln. Aber auch dort trifft man auf bekannte Sehenswürdigkeiten. Allen voran die großartige Kirche Santa Maria della Salute, die man vom Markusplatz aus gut sehen kann, oder wenn man über den Canal Grande schippert. Bei meinem Besuch war das Bauwerk größtenteils verhüllt, jedoch immer noch imposant.

Ein absolutes Highlight für Kunstliebhaber ist sicherlich die Collezione Peggy Guggenheim. Dieses Mal hatte ich leider keine Zeit. Dafür bin ich bis zur Punta della Dogana spaziert. Von dort hat man einen schönen Blick hinüber nach San Marco und weiter auf die kleine Insel San Giorgio und südlich nach Giudecca, die auch noch zum Sestiere Dorsoduro zählt. Wäre ich etwas mutiger gewesen, dann hätte ich mich von einer Gondola Traghetto zurück nach San Marco bringen lassen. Aber die Vorstellung mitten am Canal Grande aus einer schlichten Transportgondel zu stürzen, erschien mir dann doch zu gewagt.

Vormittag in Cannaregio

Meine Schwester hatte mir einen Auftrag erteilt. Sie bat mich aus einer jüdischen Bäckerei ein bestimmtes Gebäck mitzubringen. Tja, außer, dass die Bäckerei im Ghetto beheimatet sein würde, hatte ich keine Informationen. Ich wusste nicht einmal wie dieses bestimmte Gebäck heißen würde. Eine schier unlösbare Aufgabe, der ich mich trotzdem stellte. So habe ich mich am letzten Tag eher zeitig auf den Weg nach Cannaregio gemacht. In diesem Viertel liegen auch das alte und das neue Ghetto. Alleine der schöne Spaziergang vom Campo San Moisé, wo ich wohnte, hinauf in das nördliche Stadtviertel hat sich ausgezahlt. Keine Touristen sind vor acht Uhr anzutreffen, nur Einheimische, die in die Arbeit oder Schule gehen. Das fühlte sich so richtig venezianisch an.

Direkt am Ponte Rialto liegt das Luxuskaufhaus Fondaco dei Tedeschi, dass zum Glück, könnte man sagen, um diese Uhrzeit noch geschlossen hatte. Von der Dachterrasse aus soll man einen großartigen Ausblick über die Stadt haben. Überquert man Venedigs berühmteste Brücke, dann gelangt man zu einem schönen Markt, von dort nimmt man ein Vaporetto und fährt eine Station bis zum Ca‘ d’Oro, dem goldenen Palast. Man kann auch noch bis zur Station Casino weiterfahren, dann kommt man fast direkt ins Ghetto. Ich wollte aber ein wenig durch die Gassen und entlang der Kanäle flanieren. Venedig ist dort so anders. Weniger elegant, bodenständiger und ursprünglicher. Man findet kleine Cafés zum Frühstücken und kleine Läden mit vielfältigen Angeboten.

Das Ghetto

Wie erwähnt bin ich dort auch ein wenig im Kreis gelaufen bis ich endlich die richtige Brücke über den Rio della Misericordia gefunden habe. Dann stand ich endlich am Campo di Ghetto Nuovo und fühlte mich ein wenig verloren. Schmucklos sieht der Platz im November aus. Und die ständige Präsenz von Überwachungsorganen machen mich immer nachdenklich. Wer in die jüdische Geschichte Venedigs eintauchen möchte, ist dort genau richtig. Koshere Restaurants, ein kosheres Hotel, jüdisches Kulturzentrum, ein Museum und Führungen durch die erhaltenen Synagogen sind alle in einem kleinen Umkreis zu finden.

Impade, kosheres Gebäck

Meine Zeit wurde knapp, ich sollte zurück ins Hotel und von der gesuchten Bäckerei, deren Namen ich nicht kannte war weit und breit nichts zu sehen. Ich spreche fließend italienisch, aber es gab niemanden den ich am Rückweg fragen konnte, weil mir in den kleinen Gassen plötzlich niemand mehr entgegenkam. Und siehe da, plötzlich stand ich vor einer Auslage mit köstlichem Gebäck, darunter auch das von meiner Schwester beschriebene. Jedenfalls habe ich schnell ein Foto geschossen und per Messenger nachgefragt. Eine Minute später befand ich mich schon in der duftenden Bäckerei Volpe, um Impade zu kaufen. Eigentlich ist das ein typisches Gebäck für das jüdische Fest Purim und wurde vorwiegend im Ghetto von Venedig gebacken. Heute kann man es das ganze Jahr über kaufen.

Kurzausflug nach Murano

Zu guter Letzt möchte ich noch ein paar Worte zu unseren wirklich kurzen Ausflug nach Murano verlieren. Ich hatte schon am Plan zumindest einen halben Tag hinaus auf die Inseln zu fahren. Eigentlich wollte ich gerne Burano besuchen, das mir als weniger touristisch orientiert empfohlen wurde. Dann haben wir irgendwie ewig Fahrpläne studiert, sodass wir das Boot versäumten. Somit landeten wir dann auf der Glasinsel Murano. Wir sind nicht weit gekommen und lediglich den Rio dei Vetrai entlanggeschlendert. Ich muss gestehen, dass ich bis dato kein großer Fan von Muranoglas war. Zu kitschig, zu retro und zu touristisch. Aber bei so manchen Blick in die Auslagen habe ich mich schon so für das eine oder andere Stück begeistern können. Die wirklich schönen Gegenstände, egal ob Gläser, Dekoration oder Lampen kosten dann aber auch dementsprechend. Am Rückweg hätte ich noch mit einem Besuch der Friedhofsinsel San Michele geliebäugelt, aber den Gatten zog es zurück ins Hotel.

Weniger bekannt, aber einen Ausflug wert, ist die Insel Sant’Erasmo.

Conclusio

  • Drei Tage sind für Venedig viel zu wenig. Man kommt gerade zurecht, die wichtigen Sehenswürdigkeiten von außen anzuschauen. Dabei war ich nicht einmal in irgendeinem Museum drinnen. Mein Tipp an dieser Stelle, egal was man besuchen möchte, wo man Eintritt zahlen muss, unbedingt online reservieren.
  • Früher bin ich immer mit dem Taxiboot unterwegs gewesen, das ist nicht wirklich notwendig, da man mit den Vaporetti fast überall hinkommt. Außer man reist mit schweren Schrankkoffern kann man auch jedes Hotel gut erreichen, weil die Fußwege sehr kurz sind.
  • Essen in Venedig ist wie in jeder anderen Touristenhochburg. Lieber in Seitengassen ausweichen. An der Hotel Rezeption nach Insidertipps zu fragen ist sicher kein Fehler. Unbedingt wie die Venezianer in einem Bacaro Cicchetti probieren und eine Ombra dazu trinken. Tipps von TheHans.
  • Für schöne Fotos sollte man auch außerhalb der Hauptsaison sich früh auf den Weg machen. Nicht nur wegen der schönen Stimmung, sondern weil dann kaum Passanten unterwegs sind.