Zuletzt aktualisiert am 7. Januar 2023 um 19:10

Auch wenn für mich die Festspiel Saison in Salzburg immer schon im Frühsommer beginnt, weil da bereits die ersten Pressekonferenzen und Terrassen Talks stattfinden, so war mein persönlicher Festspiel Startschuss am Sonntag mit der Oper Médée von Luigi Cherubini im großen Festspielhaus.

Leider konnte ich am dazugehörigen Terrassen Talk nicht teilnehmen, weil ich wieder irgendwo unterwegs war. Diese Veranstaltungen für einen kleinen Journalistenkreis sind für mich immer grandiose Vorabinformationen, die mir den Zugang zu Aufführungen erleichtern.

Zwiespältige Kritiken nach der Premiere

Somit habe ich im Vorfeld viele Kritiken gelesen, um mir ein kleines Bild machen zu können. Aus meiner Sicht waren einige Artikel sehr durchwachsen, was meine Neugierde noch verstärkte. Es war mir klar, dass Simon Stone als Regisseur sehr kontroverse Reaktionen auslösen kann.

Das bemerkte ich dann auch im Publikum. Tatsächlich gab es auch schon zur Pause einige Buhrufe. Ich konnte das in keiner Weise nachvollziehen, weil ich vom Bühnenbild und der Regieführung sehr begeistert war.

Eine Oper fast wie im Kino

Die Oper wurde fast wie ein Spielfilm gezeigt. Es liefen viele S/W Filmsequenzen, die dabei behilflich waren, den Inhalt durchgehend zu verstehen. Noch nie empfand ich eine Opernaufführung so kurzweilig wie Médée in dieser Inszenierung.

Simon Stone bringt Medea in die Gegenwart

Simon Stone hat das antike Medea Thema in die Gegenwart transferiert und das macht die Handlung sehr glaubwürdig. Dass diese Gegenwartsbezogenheit durch ein modernes Bühnenbild und eben solche Requisiten unterstrichen wird, macht das Stück sehr realistisch.

Die Bühne besteht oft nicht nur aus einer Szene, sondern gleich aus mehreren Räumlichkeiten. Alles sehr geschmackvoll und mit viel Stil gewählt.

Ich tue mir wie immer schwer, die künstlerische Leistung fachlich zu beurteilen. Das liegt mir fern, weil ich dazu keine Befugnisse habe. Ich kann auch hier nur sagen, das hat mir gut gefallen. Besonders eindrucksvoll Elena Stihkina als Médée, was die Leistung der anderen Sänger nicht schmälern soll.

Musik tritt in den Hintergrund

Ich habe aus berufenen Munde mehrfach gehört, dass die musikalische Leistung durch das bewegte Bühnenbild in den Hintergrund tritt. Das mag sein. Ich fand das jedoch nicht störend, weil ich ein visueller Typ bin, und mehr auf das Geschehen auf der Bühne achte. Übrigens waren die Wiener Philharmoniker unter Thomas Hengelbrock wie immer ein musikalischer Genuss.

Somit kann ich mit großer Begeisterung die noch ausstehenden Aufführungen von Médée sehr empfehlen.Ich finde, das war, trotz des ernsten Themas ein vergnüglicher Abend.

Fast wie im Kino, nur musikalisch anspruchsvoller.

Fotocredit © SF/Thomas Aurin