Zuletzt aktualisiert am 7. Januar 2023 um 19:14

Spätestens seit ich hier am Blog die Rubrik Festspiel Guide eingeführt habe, weiß die werte Leserschaft, dass ich großes Interesse an unserem Salzburger Kultursommer habe. Insbesondere an den Festspielen die im Juli und August an zahlreichen Spielstätten stattfinden. Die wohl wichtigsten Aufführungsorte findet man in der Altstadt im Festspielbezirk. Großes Festpielhaus, Haus für Mozart und die Felsenreitschule bilden einen zusammengehörigen Komplex. In allen drei Häusern werden nicht nur im Sommer Aufführungen gegeben. So ist das Große Festspielhaus im Dezember die Heimstätte für das Advent Singen, das eine große Anzahl an Gästen nach Salzburg lockt. Im Jänner, um Mozarts Geburtstag sind die Mozart Wochen für viele Musikinteressierte ein Grund, um in meine Heimat zu kommen. Zu Ostern und zu Pfingsten kann man kleinere Festivals besuchen, wobei nur die Festspiele zu Pfingsten mit dem großen Event im Sommer in Zusammenhang stehen. Im restlichen Jahr finden zahlreiche Firmen- und künstlerische Veranstaltungen statt.

Großes Festspielhaus, Haus für Mozart und Felsenreitschule

Man muss jetzt nicht unbedingt ein Fan von klassischer Musik oder großer Oper sein, um einmal in das Innere der Gebäude zu gelangen. Von uns Einheimischen wenig beachtet, gibt es täglich um 14 Uhr die Möglichkeit an einer Führung durch die drei Gebäude teilzunehmen. Man hat hier die Möglichkeit auch hinter die Kulissen zu schauen und auch einen Blick auf Bühnenarbeiten zu erhaschen. Lediglich bei Proben oder Veranstaltungen werden keine Führungen oder nur eingeschränkt durchgeführt.
Ganz ehrlich, ich war nicht einmal während meiner lang zurück liegenden Schulzeit auf der hinteren Seite der Bühnen, obwohl ich schon als Jugendliche viel und oft im Theater und in der Oper war und auch gerne in Ballettaufführungen.

Skultur eingang Großes Festspielhaus Salzburg

Aufsteller mit Informationen

Brunnen im Festspielhaus

Gründung der Salzburger Festspiele 1920 unter Max Reinhardt

Bei dieser knapp einstündigen Führung erwartet einem nicht nur der Blick behind the scene, sondern viel Wissenswertes über die Entstehung der Gebäude und auch über die Festspiel selbst.
Der Plan in Salzburg Festspiele zu installieren ist mehr als 100 Jahre alt. Ursprünglich wollte man ein Gegenstück zu Bayreuth setzen, wo man Wagner unumschränkt huldigte. Ins Salzburg sollte jedoch nicht nur Mozart im Mittelpunkt stehen, sondern die ganze Stadt sollte zur Spielstätte werden. Als Max Reinhardt 1918 Schloss Leopoldskron kaufte, wurden die Pläne konkreter, nachdem sie fast 20 Jahre davor an der Unfinanzierbarkeit gescheitert waren.

1920 kam es endgültig zur ersten Aufführung von Jedermann in einer Neufassung von Hugo von Hofmannsthal. Unter anderem dienten die Winter- und die Sommerreitschule als Aufführungsstätten, nach mehrfachen Umbauten entstanden die heutigen Gebäude Haus für Mozart und Felsenreitschule. Das erstgenannte war lange unter dem Namen Kleines Festspielhaus ein Begriff und wurde 1925 eröffnet und bereits 1926 von Clemens Holzmeister erstmals umgebaut. Der letzte große Umbau fand 2006 unter Wilhelm Holzbauer, einem Holzmeister Schüler, statt.

Leerer Zuschauerraum Festspielhaus

Bühne mit Sesseln

Felsenreitschule

Der Ursprung der Felsenreitschule liegt übrigens im 17. Jahrhundert. Aus dem ehemaligen  Konglomerat Steinbruch für den Salzburger Dom erschuf man eine Sommerreitschule mit mehrstöckigen Arkaden direkt in der Mönchsbergwand. 1926, als das Haus zur Festspielstätte wurde, spielte man noch auf Lehmboden und die Zuschauer nahmen auf Holzbänken Platz. Auch dieses Haus erfuhr über die Jahrzehnte zahlreiche Umbauten. Seit einigen Jahren gibt es eine neue Dachkonstruktion. Besonders beeindruckend fand ich, dass ein Teil des Zuschauerraumes hydraulisch hochgeklappt werden kann. Übrigens können auf Grund der Akustik die beiden Häuser nicht gleichzeitig bespielt werden.

Arkaden in der Mönchsbergwand

Hochgeklappte Stühle

Großes Festspielhaus

Das größte Gebäude des Komplexes entstand erst Ende der 1950er Jahre, wieder unter Clemens Holzmeister. Seit 1956 wurde daran gebaut und Herbert von Karajan war ein maßgeblicher Fürsprecher für das Haus. Ihm ist es zu verdanken, dass es dort keine Stehplätze gibt, denn er fühlte sich durch die Bewegungen von stehenden Zusehern gestört. Es wurde aus Mitteln des Bundes finanziert, darum ist es auch heute noch im Besitz der Republik Österreich.
Natürlich waren auch diese Gebäude vor Veränderungen während der unseligen Zeit nicht geschützt. So wurden Teile des Faistauer Foyers abgetragen, weil unliebsame Personen, wie der langjährige Landeshauptmann Josef Rehrl abgebildet waren. Diese Teile wurden später wieder rekonstruiert, jedoch ohne Farben.

50 Minuten mit viele Informationen, die wie im Flug vergingen, ich kann diese Führung nicht nur Besuchern meiner Heimatstadt empfehlen.

Info für die werte Leserschaft
Führung durch die Salzburger Festspielhäuser
Täglich um 14:00 Uhr (Großes Festspielhaus, Haus für Mozart, Felsenreitschule)

Änderungen vorbehalten.

Die Karten werden direkt im Festspielshop des Salzburger Festspielhauses (Säule mit Maske, Gittertor) 15 Minuten vor Führungsbeginn verkauft.

Dauer: ca. 50 Minuten.
Zweisprachig (Deutsch, Englisch)