Zuletzt aktualisiert am 7. Januar 2023 um 19:11
Wo soll ich nur anfangen. Bad Ischl ist ein so umfangreiches Thema, dass es wirklich schwer fällt einen Einstieg zu finden. Ich persönlich habe viele Kindheitserinnerungen. Ausflüge ins Salzkammergut waren fast immer mit einem Besuch in der Konditorei Zauner verbunden. Der Zauner ist bereits seit 1832 bekannt für seinen unwiderstehlichen Stollen und natürlich für alle anderen Kalorienbomben, die sich in den Vitrinen präsentieren. Man sagt, dass der Zauner unter den zahlreichen Kaffeehäusern in Ischl das beliebteste bei der Monarchenfamilie war.
Ischl, die Sommerresidenz der Habsburger
Bad Ischl ist den meisten heute als ehemalige Sommerresidenz der Habsburger bekannt. Nicht zuletzt durch die nicht ganz historisch getreuen Sissi Filme aus den 50ern des letzten Jahrhunderts. Kaiserin Elisabeths Kosename wurde übrigens nur mit einem S geschrieben, man spricht auch davon, dass sie in Wahrheit Lisi gerufen wurde. Jedenfalls waren Sisi und ihr Gatte Kaiser Franz Josef ein wichtiger Bestandteil der kleinen Stadt im Herzen des Salzkammergutes. Dort fand die Verlobung im sogenannten Seeauer Haus statt, dessen erste Etage die Eltern von Franz Josef viele Jahre als Sommerresidenz nutzten.
Ab 1820 entstand ein mondäner Kur und Sommerfrische Ort
Seit Beginn der 20er Jahre des 19. Jahrhunderts wurde Ischl besonders bei Adeligen wegen seiner Solebäder beliebt. Aus dem unscheinbaren Ort, der hauptsächlich mit Salzgewinnung verbunden war und den Habsburgen ein wirtschaftliches Standbein lieferte, wurde ein mondäner Kurort, der auch vielen Künstlern und vor allem jüdischen Unternehmern eine zweite Heimat wurde und der Sommerfrische diente. Auch nach Ende der Habsburgermonarchie erlebte Bad Ischl eine weitere Blütezeit, bis zum Beginn der Naziherrschaft.
Kaiser wohin man schaut
Heute wirkt Bad Ischl auf die Besucher fast ein wenig aus der Zeit gefallen und das macht den Ort so sympatisch. Das ehemalige Kaiserpaar scheint omnipräsent zu sein. Und nicht nur in der Kaiservilla, die etwas oberhalb des Ortes in einem weitläufigen Park liegt. Diese prachtvolle Villa war stets im Privatbesitz der Familie Habsburg. Darum wird sie auch heute noch von den Nachkommen der jüngsten Kaisertochter, Marie Valerie, bewohnt.
Die Kaiservilla als Sommeresidenz
Ich durfte für einen Nachmittag das Haus im Rahmen einer privaten Führung durch den Kaiser-Ururenkel Valentin Habsburg-Lothringen näher erkunden. Herr Diplom Ingenieur wird er in Bad Ischl genannt, vor gut 100 Jahren wäre er noch ein Erzherzog gewesen. Ein sympatischer, junger Mann, der einem technischen Beruf in der IT-Branche nachgeht und sich trotzdem dem großen historischen Erbe gestellt hat. Die Kaiservilla ist immerhin jener Ort, an dem Kaiser Franz Josef den Brief an seine Völker verfasste, der letztlich den ersten Krieg auslöste. Heute darf man als Besucher in Führungen das Haus besichtigen. Viele Gegenstände stehen noch an den Plätzen, wie vor gut 100 Jahren.
Sportliche Kaiserin Elisabeth
Natürlich ist in diesem Gebäude auch Kaiserin Elisabeth sehr präsent. Es ist auch der Ort, an dem sich das Kaiserpaar zuletzt sah, bevor Sisi erst Richtung Deutschland und später nach Genf aufbrach. Wo sie im September 1898 durch einen italienischen Anarchisten den Tod fand. Elisabeth war sehr sportlich. Die Kaiservilla und das Umfeld wurden dafür auch ausgestattet. Wenn sie nicht gerade schwamm oder ritt, dann lief sie über die umliegenden Berge. Ich schreibe bewusst lief, denn sie war bekannt dafür, dass kaum jemand Schritt halten konnte.
Ausflug auf den Jainzen, eine persönliche Niederlage
Auch unsere kleine Gruppe sollte sich auf die Spuren von Sisi begeben. Gleich am ersten Tag war ein Morgenspaziergang auf den Jainzen geplant. Der liegt hinter dem Schlosspark und die Kaiserin spazierte dort fast täglich hinauf. Was soll ich sagen, ich musste auf halber Strecke umkehren, weil die leichte Morgenwanderung einfach zu kräfteraubend war. Und das lag nicht alleine am heißen Wetter, sondern an der Route, die offenbar wirklich zu anstrengend war.
Mit den Sesselträgern zur Trinkhalle
Auch sonst ist der Ort noch immer geprägt von den vergangenen Zeiten. Viele Geschäfte tragen noch den Zusatz k&k für kaiserlich, königlich. Zum Beispiel die Kurapotheke, in der noch Salben, Pillen und Pasten aus früheren Epochen dargeboten werden. Auch die Trinkhalle und das Postamt waren zentrale Anlaufpunkte, die es heute noch gibt. Apropos Trinkhalle, es mutet tatsächlich merkwürdig an, dass sich die Herrschaften von Sesselträgern zur Halle tragen ließen, um dort dann herum zu spazieren. Weil nämlich der Kurarzt Bewegung verordnet hatte.
Esplanade und Kurpark
Wer dann tatsächlich noch mehr spazieren will, der hat damals wie heute, die schönste Gelegenheit an der Esplanade. Von dort ist es nicht weit in den Kurpark mit dem wunderschönen Theater- und Kongresshaus, in dem jährlich das Lehár Festival stattfindet. Nicht weit entfernt habe ich meine Nächte in Bad Ischl verbracht, nämlich im Hotel Villa Seilern. Die lange Zeit als größte private Villa in Ischl galt, in der auch fulminante Feste stattfanden.
Ich gestehe, ich bin zwar keine Monarchistin, ganz im Gegenteil, aber ich interessiere mich schon seit meiner frühen Jugend für die umfangreiche Geschichte der Habsburger. Mit ein Grund, warum ich in Kürze nochmals nach Ischl zurückkehren werde. Es gibt noch ganz viel zu entdecken.