Zuletzt aktualisiert am 7. Januar 2023 um 19:09
{Enthält Reklame} Wer Salzburg besucht, der kommt kaum an der Getreidegasse vorbei. In jedem Stadtführer wird diese schmale Gasse in der Altstadt als DAS Highlight erwähnt. Wir Einheimischen machen leider sehr oft einen großen Bogen herum, dabei gibt es so viel zu entdecken. Zu viel los, zu viele Touristen, das sind oft Gründe, die den Salzburgern die Lust auf die Altstadt nehmen. Schade, man muss nur einfach die richtige Zeit wählen. Vor 10 Uhr hat kaum ein Geschäft offen, da trifft man hauptsächlich auf Lieferanten. Die zahlreichen Transporter verschönern die Sicht zwar nicht, jedoch sind kaum Passanten unterwegs.
Sonntag Morgen ohne Passanten
Meine liebste Zeit ist der Sonntag Vormittag. Vor allem im Sommer, wenn man schon wirklich früh am Weg ist. Da zahlt es sich aus auch den Blick nach oben zu richten, oder auch auf den Boden. Kaum jemand weiß, dass es mitten in der Gasse eine fast freie Sicht auf einen Abschnitt des Almkanales gibt. Ungefähr auf Höhe der Hausnummer 19 ist ein unscheinbares Gitter im Boden eingelassen, wer genau schaut, wird den kleinen Bach erkennen. Ist man alleine, hört man sogar ein wenig das Rauschen.
Zunftzeichen von alten und neuen Betrieben
Ich mag auch die vielen Zunftzeichen, die an den Häuserfronten über der Gasse hängen. Die Halterungen müssen erhalten bleiben, wenn neue Geschäfte oder Lokale einziehen, lediglich das Logo darf gewechselt werden. Besonders sind auch die Glockenanlagen entlang der Getreidegasse, auf die man kaum Augenmerk legt. An manchen Häusern, besonders beim Sporer, sieht man noch die Anlagen, die außen am Haus mittels Drahtseilen in die jeweiligen Wohnungen führen. Ich vermute, dass die nicht mehr in Betrieb sind.
Der Sporer ist einer jener Traditionsbetreibe, die seit mehr als 100 Jahren immer noch bestehen. Wie auch etwa die Schlosserei Wieber oder die Schirmmanufaktur Kirchtag. Leider sind gerade in den letzten Monaten wieder alteingesessene Firmen verschwunden. Das Schuhhaus Denkstein zum Beispiel, nur der alte Schriftzug erinnert daran. Wahrscheinlich wird der auch bald verschwinden. Interessant, dass jener von der Textilfirma Moltner noch immer an der Hausmauer prangt, obwohl dort seit 30 Jahren abwechselnd alles Mögliche angeboten wird.
Ein Kommen und Gehen
Das Straßenbild in der Getreidegasse wechselt ständig. Waren es in meiner Jugend vor allem die großen Kaufhäuser, Thalhammer, Mühlberger, Opferkuch oder Roittner die die Gasse prägten, so sind es heute internationale, bekannte Ketten. Auch der Parfümeriehandel hat sich verändert, von der kleinen Parfümerie zu großen Shops wie etwa Douglas.
Lebensmittel werden nur mehr wenige angeboten. Kein Wunder, es wohnen nur mehr wenige Menschen direkt rund um die Gasse. Neben einem exklusiven Spar Geschäft habe ich noch den Azwangner im Kopf, der neben feinen Delikatessen auch Spirituosen feilbietet. Man kann auch sehr gut essen. Zwar fehlt das Carpe Diem aber besonders in der Blauen Gans oder auch im Goldenen Hirschen oder im Eulenspiegel wird man vorzüglich bedient. Ein absolutes Muss ist nicht nur für Salzburger Institution Balkan Grill. Aus dem winzigen Kiosk werden täglich Hunderte Bosna verkauft.
Historisches aus der Getreidegasse
Wusstest du, dass die Getreidegasse nichts mit Getreide zu tun hat? Der ursprüngliche, mittelalterliche Name war Trabgasse. Trabig ist umgangssprachlich und bedeutet so viel wie schnell laufen, eilig haben, davon dürfte sich die Getreidegasse ableiten, denn sie diente schon vor Jahrhunderten als Durchzugsstraße.
Ein wichtiger historischer Aspekt für die ganze Stadt ist wohl, dass Wolfgang Amadeus Mozart im Hagenauerhaus geboren wurde. Heute ist dort in den oberen Etagen ein Museum eingerichtet. Das Haus ist von außen schon sichtbar als Mozarts Geburtshaus angeschrieben.
Die Biber Apotheke zählt zu den ältesten Apotheken im Stadtgebiet, der Name führt zurück auf die angebliche Heilkraft von Bibergeil, das bis ins 19. Jahrhundert gegen Gicht oder hysterische Anfälle verwendet wurde.
Die Getreidegasse Durchhäuser
Die Durchhäuser, die beidseitig von der Getreidegasse wegführen sind sicher eine Besonderheit, die auch einen großen Teil des Flairs der Stadt ausmachen. Die meisten der Durchgänge sind öffentlich begehbar und öffnen einen Blick auf vergangene Zeiten. Es zahlt sich aus, dort mehr mit offenen Augen durchzugehen, so manch interessantes Geschäft, wie etwa der Messermacher Kappeller, hat dort ein Lokal bezogen.
Wie kommst du in die Getreidegasse?
Die Getreidegasse liegt mitten in der Altstadt und ist eine Fußgängerzone.
Vom Bahnhof aus kannst du sie sogar zu Fuß erreichen. Es führen auch zahlreiche Buslinien in die unmittelbare Nähe.
Wenn du unbedingt mit dem Auto in die Stadt fahren möchtest oder musst, dann benütze am besten die Altstadtgaragen im Mönchsberg. Besser ist es natürlich gleich gar nicht mit dem Auto in die Altstadt zu fahren.