Zuletzt aktualisiert am 7. Januar 2023 um 20:59
Schloss Leopoldskron am gleichnamigen Weiher liegt genau vor meiner Haustüre. Ich benötige keine fünf Minuten um diesen geschichtsträchtigen Ort zu erreichen. Der Weiher ist zu jeder Jahreszeit einen Spaziergang wert. Das Schloss selber kann man einmal im Monat am ersten Sonntag im Monat anlässlich des Brunches besuchen, der jedoch über Monate ausgebucht ist. Ich war voriges Jahr zu meinem Geburtstag dort und kann diese Veranstaltung wärmstens empfehlen. Man fühlt sich ein wenig in vergangene Jahrzehnte zurückversetzt. Von Zeit zu Zeit gibt es auch einen Tag der offenen Türe. Ansonsten muss man schon an einem Seminar teilnehmen, zu einer Party eingeladen sein oder im Hotel nächtigen, das seit vorigem Jahr im Schloss unterbracht ist, um in das Schloss zu gelangen.
Der Schlosspark
Dieser Tage hatte ich die Gelegenheit an einer wirklich spannenden Park-Führung teilzunehmen, die von Salzburger Stadtführern im Rahmen der Sprechenden Häusern veranstaltet wurde. Ich interessiere mich schon lange für die wechselhafte Geschichte von Leopoldskron, das von Erzbischof Firmian erbaut wurde, im 19. Jahrhundert mitunter auch im Besitz des Bayern-König Ludwig dem Ersten war und seine Hochzeit unter Max Reinhardt in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts erfuhr.
Max Reinhardt als Schlossherr auf Leopoldskron
Dort wurde auch der Grundstein für die Salzburger Festspiele gelegt und viele bekannte Künstler aus dem deutschsprachigen Raum wurden dort empfangen. Reinhardt ließ den Park großzügig umgestalten. Wie man bei dem Spaziergang erfuhr, orientierte er sich an der englischen Gartengestaltung, die sehr offen war und der Natur geordneten Freiraum lässt. Es lebten damals auch einige eher exotische Tierarten im Park, sogar zwei Äffchen zählten zu dem Privatzoo. Die Führung ließ einen wirklich in das frühe 20. Jahrhundert eintauchen. Dazu trugen die beiden Schauspieler Werner Friedl und Susanne Czepl bei, die Max Reinhardt und seine zweite Frau Helene Thimig darstellten und auch mit durch den Park wanderten und kleine Szenen spielten.
Vor einigen Jahren wurde der lang verwilderte Park an vielen Stellen wieder kultiviert. So kann man heute wieder Skulpturen und Statuen bewundern und auch die Reste des Freiluft-Theaters im Süden besichtigen. Dort fand nur eine einzige Vorstellung statt, und die war verregnet. Nicht nur Helene Thimig und ihr Vater standen damals auf der Naturbühne, sondern auch Alexander Moissi und Paula Wessely. Selbst die Konkurrentin von Helene Thimig, Eleonore von Mendelsohn, fand sich auf der Besetzungsliste. Mit ein wenig Fantasie konnte man sich gut in diese Aufführung versetzen, denn das Wetter war leicht regnerisch und die schauspielerische Leitung des Paares tat ihr übriges.
Der Weiher als Militär-Schwimmschule
An einer anderen Station erfuhr man so einiges über das ehemalige Freibad am Weiher, das der militärischen Schwimmschulung diente. Früher durfte man auf dem Gewässer auch Ruderboote benützen, angeblich gab es eine Hundertschaft davon zu Reinhardts Zeiten. Ich träume schon seit Jahren von einem Ruderbootverleih am Weiher, doch leider lässt das der Naturschutz nicht zu. Ein wirklich schöner Nachmittag mit einer fantasievollen Führung durch einen Ort, den man als Einheimischer nicht wirklich wahrnimmt.