Zuletzt aktualisiert am 29. Januar 2024 um 13:37
Fünf Wochen sind bereits seit meiner Rückkehr aus Thailand ins Land gezogen und immer noch sind meine Eindrücke von dieser Reise sehr präsent. 10Tage habe ich auf jener Insel verbracht, die sozusagen seit eineinhalb Jahren die zweite Heimat meines Sohnes und seiner Freundin ist. Die beiden sind ja im vorigen Jahr von einer ursprünglich viermonatigen Reise durch Südostasien nicht mehr zurückgekehrt.
Den vorigen Sommer haben sie in Salzburg verbracht, weil mein Ältester die Prüfung zum Tauchlehrer in Europa absolvieren wollte. Man kann zwar diese Prüfung weltweit bei einem großen Anbieter ablegen, trotzdem hat der Erwerb der Lizenz in Europa mehr Gewicht, wie sich jetzt schon in seiner Tauchlehrerkarriere zeigt.
Im November, kurz nach meinem Geburtstag, sind die Kinder wieder nach Asien aufgebrochen. Mit dem Ziel Koh Tao im Golf von Thailand und dem Wunsch, dass Mama im Spätwinter auf Besuch kommen müsse. Der werten Leserschaft ist es wahrscheinlich hinlänglich bekannt, dass ich diesem Wunsch tatsächlich nachgekommen bin. Die Vorbereitung zu dieser Reise war langwierig und aufwändig. Auch deshalb, weil sich Sohnemann gewünscht hatte, mit Mama tauchen zu gehen.
Tauchen stand für mich nie am Plan
Ich schicke gleich voraus, dass Tauchen nie auf meinem persönlichen Wunschzettel stand. Ich hatte dazu so wenig persönlichen Zugang, wie zu Golf. Nämlich null Interesse. Ich war in den Neunzigern mehrmals auf den Malediven. Dort wurden auch Tauchkurse angeboten, ich hatte aber damals meine Liebe zum Schnorcheln entdeckt. Stundenlang an der Wasseroberfläche treiben, manchmal ein wenig abtauchen und die Unterwasserwelt beobachten. Genau meines. Aber mit großer Ausrüstung tiefer hinuntergehen, das war kein Anreiz. Mantas, Haien und vielfarbigen Fischen konnte man auch so begegnen.
Ich konnte auch diese große Begeisterung meines Sohnes für den Tauchsport nicht ganz nachvollziehen. Je näher mein Abreisetermin rückte, desto mehr drängte mein Kind mir eine medizinische Bestätigung für meine Tauchtauglichkeit zu besorgen. Die ist nämlich notwendig, um überhaupt unter Wasser gehen zu dürfen. Es gibt Ärzte, die dafür qualifiziert sind. Meist geht es um den Gesamtzustand des zukünftigen Tauchers. Herz, Kreislauf, Blutdruck, Lungenfunktion, Stirn- und Nebenhöhlen, Ohren und noch mehr, all dies sind Faktoren, die für eine Freigabe eine Rolle spielen. In diesen Bereichen habe ich keinerlei gesundheitliche Einschränkungen. Selbst meine leichte Form von COPD ist unbedenklich. Aber der ganz große Faktor Behinderungen in der Mundhöhle und Dysphagie sollten sich als großes Fragezeichen erweisen. Zumal meine behandelnden Ärzte nach meiner langen Therapiezeit meinten, selbst Schnorcheln wäre wohl für mich nicht mehr möglich. Ich habe letztendlich keinen Arzt gefunden, der sich diesbezüglich traute, eine zielführende Stellungnahme abzugeben.
Tauchen mit Dysphagie, ist das möglich?
Auch in der einschlägigen Literatur wurde niemand fündig. Tauchen mit Dysphagie ist sozusagen ein weißer Fleck auf der Medizinlandkarte. In meinem tiefsten Inneren bewertet ich das als Absage an den Wunsch meines Sohnes. Sollte halt nichts werden mit dem Tauchversuch. Doch das Kind blieb hartnäckig und überredete mich zu einem ersten Versuch im Tauchschul-Pool.
Dort machte ich dann ohne ärztliche Bestätigung und unter den Augen der halben Tauchschule meine ersten Versuche mit Tarierweste und Tauchtank am Rücken. Zu meiner sehr großen Überraschung musste ich feststellen, dass ich unter Wasser wesentlich leichter atmen konnte, als an Land. Die Zuschauer bekundeten mir Tauchtalent, wobei ich bis dahin gar nicht wusste, dass man ein derartiges Talent besitzen kann.
Somit stand in den Augen meines Kindes einem ersten Tauchgang draußen vor der Insel nichts mehr im Weg. Eigentlich wurde ich zu diesem Thema nicht mehr sehr ausgiebig befragt, sondern für den darauffolgenden Freitag einfach festgelegt, dass wir zu dritt zwei Tauchgänge absolvieren würden. Kind als Tauchlehrer und Schwiegerkind als professionelle Videographerin. Somit hatte ich keine Chance, um nur den geringsten Widerstand zu leisten.
Keine Angst, aber Respekt
Zwei Tage später war es so weit. 55 Jahre musste ich werden, um so etwas Faszinierendes zu erleben. Zweimal sind wir bis zu 12 Meter hinuntergetaucht. Ich muss dazu erwähnen, dass ich von der Unterwasserwelt nicht sonderlich viel miterlebt habe, weil ich so sehr mit mir und meinen Glücksgefühlen beschäftigt war. Ich war überwältigt, mit welcher Leichtigkeit ich diesen großen Schritt in Angriff genommen hatte. Nicht eine Sekunde war da Angst im Spiel, nicht eine Sekunde hatte ich Bedenken. Ja, Respekt, den hatte ich. Vor allem habe ich ganz großen Respekt vor der Arbeit meiner Kinder, die mit viel Verantwortung und auch Leidenschaft zu tun hat.
Tauchen steht zumindest ab jetzt auf meinem Wunschzettel und ich warte auf die Entscheidung, wohin es meine Kinder in der nächsten Saison treiben wird.
Koh Tao, Backpacker- und Taucherinsel
Koh Tao, nördlich von Koh Samui, ist seit vielen Jahren das Tauchparadies für Einsteiger und hat sich wegen günstiger Preise gerade beim jungen Publikum stark positioniert. Darum trifft man in den dutzenden Tauchschulen vorwiegend auf sehr junges, internationales Publikum. Generell gilt die Insel als Anlaufpunkt für Backpacker, es gibt aber auf der Ostseite auch einige Luxusresorts.