Hallo liebe Leserschaft,

so viele Monate sind seit meinem letzten Beitrag vergangen. Im September habe ich mich zum letzten Mal gemeldet, bevor eine wahre Katastrophe über mich hereinbrach. Schon im Sommer letzten Jahres musste ich mich mit fürchterlichen Schulterschmerzen herumschlagen. Zahlreiche Arztbesuche und Therapien hatten keine Linderung gebracht, bis ein MRI eine Neuforderung im oberen Brustbereich zeigte. Die Ergebnisse der Untersuchung landeten auf meinem Handy, was mich umgehend dazu veranlasste, sofort die MKG an den Salzburger Landeskliniken aufzusuchen. Dort bin ich ja seit meiner Zungenkrebserkrankung im Jahr 2011 immer noch Patientin, obwohl ich seit damals krebsfrei war. Die Betonung liegt auf war.

Die Ärzte an der Abteilung haben den MRI Befund nicht anders gelesen, als ich und nicht nur den Abteilungsvorstand zum Gespräch gerufen, sondern auch gleich alle nötigen Schritte eingeleitet. Wenige Tage und unzählige Untersuchungen später war klar, ein neuer ungebetener Gast hatte sich Platz in meinem Körper gesucht. Und wie schon beim ersten Mal eine sehr seltene und auch untypische Krebsart, nämlich an der Speiseröhre. War ich zu Beginn noch sehr zuversichtlich, das Ganze wie beim letzten Mal mit viel Mut und Zuversicht hinter mich zu bringen, so musste ich schnell in einen anderen Überlebensmodus switchen.

Ich wurde Anfang Oktober auf die Chirurgie verlegt, wo man mir dann offenbarte, dass weder Operation, noch Bestrahlung mehr möglich sein würden. Der übermittelnde Arzt war gar nicht fähig, das Unaussprechliche auszusprechen. Und so wurde ich zur Palliativpatientin, mit der Aussicht, den 70. Geburtstag mit großer Wahrscheinlichkeit nicht zu erleben. Das macht ehrlich doch ein wenig sprachlos, aber nicht kampflos.

Mitte Oktober konnte dann die Chemotherapie samt Immuntherapie starten. Seitdem erhalte ich bis, mit kurzen Ausnahmen, alle 2 Wochen Therapien. Leider sind all diese Monate nicht ohne Probleme verlaufen. Ich habe massiv an Gewicht verloren, litt über Monate unter einer totalen Erschöpfung, konnte bis Ende Februar das Haus nicht verlassen und musste dreimal notfallmäßig in die Klinik einrücken, weil es daheim zu bedrohlichen Zuständen kam. Einmal haben sich vier Sanitäter und ein Notarzt in meinem nicht sehr großen Schlafzimmer befunden, um mich zu beatmen, nachdem mein Mann davor schon die richtigen Maßnahmen gesetzt hatte.

Ein Notfall brachte mich für einige Tage auf die Intensivstation, da man befürchtete, dass ich die Nacht ohne Rundumbetreuung nicht überleben würde. Ich kann es kaum beschreiben, welche Gedanken mir da durch den Kopf gingen. Aber Sterben war keine Option, ich war darauf überhaupt nicht vorbereitet.

Das alles waren unbeschreibliche Herausforderungen und mein Weg zurück ins Leben ist auch noch lange nicht beendet. Noch immer ernähre ich mich hauptsächlich über eine Magensonde, aber inzwischen kann ich auch wieder diverse Speisen in kleinen Mengen zu mir nehmen. Erschwerend ist der Umstand, dass ich seit meiner ersten Erkrankung unter Schluckstörungen leide. Inzwischen gehe ich auch wieder außer Haus, allerdings mit Rollator, weil ich zu unsicher auf den dünnen Beinen bin. Ich war auch schon in einem Restaurant und einmal zum Shoppen. Für mich hat sich beides wie ein großes Abenteuer angefühlt und ist letztlich auch sehr kräfteraubend.

Doch ich habe Ziele, die hatte ich auch nie aufgegeben. Allen vorweg ist da die Hochzeit meines ältesten Sohnes Ende Mai. Ich hatte lange befürchtet, dass ich da den Dienst des Krankentransportes in Anspruch nehmen müsste, aber inzwischen weiß ich, dass das nicht der Fall sein wird. Im Sommer möchte ich für drei Wochen auf onkologische Reha gehen, die restliche Zeit bei Schönwetter am Fuschlsee verbringen und spätestens im Herbst ganz ernsthaft wieder schöne Hotels besuchen, um hier wieder Inhalte zu schaffen.

Ende April geht es ins CT, da wird sich dann zeigen, wie sich der Tumor und die befallenen Lymphknoten verändert haben. Schon im Jänner konnte man eine Verbesserung erkennen. Davon hängt dann auch der weitere Therapieplan ab.

Ich bin sehr zuversichtlich. Palliativ heißt nicht das Ende. Man kann mit diesem chronischen Zustand durchaus noch sehr gute Zeit verbringen, das ist mein Ziel.

Ich möchte nicht verabsäumen, mich für die große Fürsorge und Hilfestellung zu bedanken. Allen voran bei meiner großartigen Familie, die unermüdlich mit viel Liebe hinter mir steht und mir diesen beschwerlichen Weg erleichtert. Ein großer Dank gilt der
Ärzteschaft und vor allem dem Pflegepersonal der onkologischen Bettenstation B an den Salzburger Landeskliniken und allen Abteilungen, die in meine Krankengeschichte involviert sind. Und natürlich möchte ich mich bei all jenen bedanken, die mich offline und online seit Monaten mit großer Wertschätzung begleiten.

Man kann nicht beeinflussen, welche Karten man erhält, aber man kann entscheiden, wie man sie ausspielt

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1 Kommentar
  • Eva Laszlone Wagner
    Donnerstag,27. März, 2025

    Ich habe die E-Mail mit großer Erleichterung gelesen und unterstütze die Genesung aufrichtig. Es gibt jedem die Kraft, niemals aufzugeben.
    Danke.
    Eva Wagner

  • Regina
    Donnerstag,27. März, 2025

    Liebe Claudia,
    du bist so stark und ich freue mich mit dir über deine Genesung, große Vorfreude auch, wenn wir uns demnächst wieder auf einen Kaffeeklatsch in der Stadt treffen können!
    Alles Liebe und bis bald
    Regina

  • Karin Walloscheck
    Donnerstag,27. März, 2025

    Weiterhin viel Kraft und Zuversicht.Ich denke an Sie. Ich habe mich gefreut
    Eine Nachricht von Ihnen heute zu bekommen. Ich habe einen an Magenkrebs und Herzinsuffiziens Erkrankten Mann zu Hause bei dem leider nichts zu „retten “ ist, nur palliativ.ich glaube, Sie sind eine starke Frau und wünsche Ihnen alles alles Gute
    Karin aus Berlin