Zuletzt aktualisiert am 7. Januar 2023 um 19:11

Schloss Leopoldskron, für 20 Jahre die Heimat von Max Reinhardt.
Schloss Leopoldskron vor den toren der Stadt salzburg. Prachtvoller Rokoko Bau mit Park.

Seit langem bin ich ein großer Fan von Max Reinhardt, einem der Gründer der Salzburger Festspiele. Es ist hier auch nicht zu übersehen, dass ich ein ebenso großer Fan der Festspiele selber bin und mich ausgiebig damit beschäftige. Nicht als Fachfrau, sondern als eine Frau aus dem Publikum mit durchschnittlichem Kunstverständnis, aber großem Interesse und auch einer großen Offenheit für Neues. Seit einigen Jahren beschäftige ich mich auch t viel mit Hintergründen, Zusammenhängen und Geschichten um dieses weltbekannte Festival.

Erzbischof Firmian ließ Leopoldskron erbauen

Ja, und ich bin außerdem noch sehr begeistert von Schloss Leopoldskron. Ich wohne in unmittelbarer Nähe dieses Rokoko Juwels, das in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts unter Erzbischof Firmian erbaut wurde. Der wurde hauptsächlich wegen der großangelegten Protestantenvertreibungen weit über die Grenzen bekannt. In den folgenden Jahrzehnten, fast Jahrhunderten, durchlebte das Schloss eine wechselhafte Geschichte und viele Besitzer. Von König Ludwig I. von Bayern bis zu Kellnern, die den gesamten Kunstschatz verschleuderten, waren verschiedenste Hausherren anzutreffen.

Außenansicht Schloss Leopoldskron

Terrassentür Leopoldskron

Am Leopoldskroner Weiher

Im April 1918 erwirbt Reinhardt das Schloss

Bis dann im Frühjahr 1918 Max Reinhardt, der gefeierte Theater Impressario, der als Max Goldmann in Baden bei Wein geboren wurde, das heruntergekommene Gebäudeensemble samt dem großzügigen Park erwarb. Bis zum Jahr 1937 war Schloss Leopoldskron nicht nur Heimat für Reinhardt, sondern auch Bühne für gesellschaftliche Zusammenkünfte und auch tatsächlich als Theaterbühne in Verwendung. Besonders die Parkanlage, die er ständig erweitern und ausbauen ließ, war ein wichtiger Teil in seiner Inszinierung *Leopoldskron*.

Welche Theatergrößen sich damals die Türklinken in die Hand gaben, ist fast unglaublich. Neben Hugo von Hofmannsthal und Richard Strauss, den Mitbegründern der Festspiel, war  alles was Rang und Namen in den den 20er und 30er Jahren hatte, zu Gast bei Max Reinhardt und seiner Frau Helene Thimig. So klingende Namen wie Thomas Mann, Arturo Toscanini, Alexander Moissi oder gar Marlene Dietrich zählten zu den Eingeladenen. In diesem inspirierenden Rahmen wurde die Idee zu Festspielen in Salzburg weiterverfolgt und auch umgesetzt,  die bereits 1917 in der Denkschrift zur Errichtung eines Festspielhauses in Hellbrunn niedergeschrieben wurde.

Terrasse Schloss Leopoldskron

Blick auf den Leopoldskroner Weiher

Fenster mit Lampe im Schloss Leopoldskron

2020 steht ein großes Jubiläumsjahr an

Nun, 100 Jahre später, nach sehr leidvollen Jahren und wieder einem Besitzerwechsel, steht 2020 das 100 Jahr Jubiläum der Festspiele vor der Türe. Die Planungen für diese Feierlichkeiten sind schon im Gange und dazu gehört auch die Partnerschaft zwischen dem Salzburg Global Seminar, seit den späten 40er Jahren Eigentümer des Schlosses, und den Festspielen. Diese Woche luden die beiden nun eine Runde an Interessierten und Fachleuten zu einem Max Reinhardt Symposium im Schloss ein. Und ich durfte als Frau aus der Mitte des Publikums einen ganzen Tag in diesen wundervollen Räumlichkeiten den Vorträgen und Gesprächsrunden zu Max Reinhardt lauschen. Vieles davon nicht neu für mich, jedoch der Zugang und die wissenschaftliche Betrachtung zu Reinhardt war für mich als Laie mehr als spannend. Sein Einfluss auch auf Politik und die Gesellschaft im Ganzen war ein großes Thema.

Salon

Venezianisches Zimmer Leopoldskron

Gang im schloss Leopoldskron

Was macht ein Jude in Salzburg?

Es wurde auch die Frage erörtert, warum Reinhardt als Jude ausgerechnet  Salzburg als seine neue Heimat erkor, das damals schon sehr deutschnational orientiert war.  Reinhardt war schon Ende des 19. Jahrhunderts als Schauspieler am damaligen Stadttheater in Salzburg engagiert. Dies dürfte zumindest mit ein Grund gewesen sein. Dass seine jüdischen Wurzeln damals mitunter auch sehr große Probleme mit sich brachten, wird heute gerne vergessen. Der damalige Landeshauptmann Franz Rehrl erwies sich als eine Art Schutzengel und verlieh Reinhardt, trotz großer Widerstände, das Große Verdienstkreuz und ließ 1930 sogar einen Platz nach ihm benennen.

Eine weitere Frage die  im Laufe des Tages des öfteren gestellt wurde,  war, wie und wer war Reinhardt überhaupt? Ich stelle mir eine Antwort darauf tatsächlich sehr schwierig vor. Wie will man nach 100 Jahren denn den Charakter eines Menschen noch darstellen. Das Fazit der Vorträge und Gesprächsrunden mit Edda Fuhrich, Erika Fischer-Lichte, Johannes Hofinger, Marielle Silhouette, Peter W. Marx und Guido Hiß war jedenfalls sehr eindeutig. Rund um Reinhardt gibt es immer noch unzählige weiße Flecken, die noch nicht erforscht sind. Dazu zählen auch die Finanzgebarungen, die heute nur mehr sehr schwer nachvollziehbar sind. Viele Unterlagen, gerade aus Deutschland, sind unter den Nazis verloren gegangen.

Gemälde Leopoldskron

Bildergalerie Schloss Leopoldskron

Blick aus dem Schloss Leopoldskron

André Heller im Gespräch

Sicherlich ein krönender Höhepunkt war dann am späten Nachmittag André Heller, der in einem Zweiergespräch über Reinhardt, das Schloss und Kunst im allgemeinen philosophierte. Heller ist nach wie vor eine faszinierende Persönlichkeit, der seinen messerscharfen Verstand nicht verloren hat, aber vielleicht ein wenig ruhiger geworden ist. Und, auch wenn André Heller es bestreitet, er hat durchaus viele Parallelen mit Reinhardt, und damit meine ich nicht nur den Hang zur Gartenkunst.

Ich habe es immer feiertäglich gelebt. (Max Reinhardt über sein Gesamtkunstwerk, Leopoldskron.)

Park Schloss Leopoldskron

Schlosspark Leopoldskron

Aussenansicht Schloss Leopoldskron

Schaukel im Schlosspark in Leopoldskron