Zuletzt aktualisiert am 1. März 2024 um 23:45

Vermutlich brauche ich nicht erwähnen, dass 48 Stunden für so eine geschichtsträchtige Stadt wie Brünn in Tschechien eindeutig zu wenig sind. Aber es ist machbar, die wichtigsten Sehenswürdigkeiten zu besuchen und dazwischen auch noch gut essen zu gehen.

Seit ewigen Zeiten stand Brünn, Brno, auf meiner Städtewunschliste. Es gab vor allem einen besonderen Grund, um die Stadt in Mähren zu besuchen. Die Villa Tugendhat, über die ich schon ausführlich erzählt habe.


Alle wichtigen Informationen für einen Aufenthalt in Brünn.


Das Zentrum ist perfekt zu Fuß zu erkunden

Aber in einer Stadt, der zweitgrößten in Tschechien, mit knapp 400000 Einwohnern gibt es natürlich wesentlich mehr Sehenswürdigkeiten, als ein einzelnes Gebäude. Vorweg, das historische Zentrum ist überschaubar und, um es zu erkunden, benötigt man nicht einmal ein öffentliches Verkehrsmittel, weil man alles innerhalb der Ringstraße, die den Stadtkern umfasst, gut zu Fuß erreichen kann. Dabei muss ich erwähnen, dass gerade die Straßenbahn in Brünn sehr fortschrittlich ist. Man kann dort, ohne ein Ticket zu lösen, einfach mit der Kreditkarte am Automaten beim Einsteigen zahlen. Und sobald man die Tram verlässt, hält man die Karte nochmals an den Automaten. Öffis benötigt man allerdings, wenn man etwa zur Villa Tugendhat oder zur Villa Stiassni gelangen möchte. Außer man hat genug Zeit, dann kann man auch zu Fuß zu beiden Gebäuden gelangen.

Villa Stiassni

Die Villa Stiassni war mein letzter Anlaufpunkt, bevor es wieder nach Hause ging. Sie hat eine ähnliche Geschichte wie die Villa Tugendhat. Erbaut Ende der 1920er Jahre für einen jüdischen Textilfabrikanten, der samt Familie 1938 nach London floh. Danach der Sitz der Gestapo, anschließend galt sie als Regierungsvilla, die vielen Staatsgästen als Unterkunft diente. Seit 2014 ist sie als Museum zugänglich. Interessant fand ich, dass das Gebäude zwar im funktionalistischen Stil erbaut wurde, aber bei der Innenausstattung sich die Hausherrin durchsetzte und im historistischem Stil eingerichtet wurde. Der Garten rund um das Haus ist sehr weitläufig. Es gibt sogar einen Pool, den heute die Mitarbeiter benutzen dürfen.

Das Hotel Avion in der Česká

Aber ich beginne von Anfang an, denn schon unser Hotel war außergewöhnlich. Wir sind in einem der schmalsten Hotels Europas abgestiegen. Das Hotel Avion liegt mitten in der Altstadt und ist eines der wichtigen funktionalistischen Gebäude in Brünn. Nach einer langen Phase des Verfalls, wurde ab 2017 komplett renoviert und heute strahlt es im neuen, aber ursprünglichen Glanz. Für Architekturfans ein absolutes Muss. Noch dazu bietet eine Dachterrasse einen grandiosen Blick über die Altstadt. Wer sich mehr mit der Architektur aus den 1920er Jahren beschäftigen möchte, findet im Haus eine Dauerausstellung.

Das Hotel Avion ist der perfekte Ausgangspunkt für eine Sightseeing-Tour. Es ist sicher sinnvoll, sich für das Erste einen Guide zu buchen. Das mache ich meist am Beginn einer Städtereise, um einen Überblick zu erhalten, um danach zu entscheiden, was ich mir intensiver ansehen möchte. Martina hat mir in diesen zwei Stunden, die wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Brünn gezeigt.

Krautmarkt

Wir sind über den Krautmarkt (Zelný trh)spaziert, auf dem sich ein Brunnen von Fischer von Erlach befindet, der ja in Salzburg sehr tätig war. Auch Wolfgang Amadeus Mozart trifft man dort am Reduta Theater, denn er hat als Elfjähriger Brünn besucht. An diesem Platz befindet sich auch das Palais Dietrichstein, das beherbergt das Mährische Landesmuseum. Am Krautmarkt stehen auch, wie auf vielen anderen Plätzen, unzählige Liegestühle herum, in denen man einfach Platz nehmen kann.

St.-Peter-und-Paul-Kathedrale und Denis Gärten

Von dort gelangt man auch gut zur alles überragenden St.-Peter-und-Paul-Kathedrale (Katedrála sv. Petra a Pavla) am Petrov Hügel. Der erste sakrale Bau an dieser Stelle erfolgte schon im 11. Jahrhundert, danach wurde mehrfach erweitert und umgebaut. Wandert man ein wenig weiter und genießt den Ausblick auf die Altstadt und dem Umland, dann kommt man zu den schönen Denis Gärten (Denisovy sady), die nach dem Historiker Ernest Denis benannt sind. Ein wirklich schöner Park, der viel Ruhe ausstrahlt in der Hektik der Großstadt. Von dort schaut man direkt zu einem anderen Wahrzeichen von Brünn, der Burg Spielberg.

Altes und Neues Rathaus

Ich bin aber mit Martina zurück in die Altstadt. Unser Spaziergang führte und zu Altem und Neuen Rathaus. Im Alten Rathaus (Stará radnice) ist das Informationszentrum untergebracht. Man kann auf den Turm steigen. Mir war ehrlich zu heiß, darum habe ich auf einen schönen Rundblick verzichten müssen. Das Gebäude ist übrigens das älteste säkulare Bauwerk in Brünn. Besonders beachten sollte man dort einen kleinen, krummen Turm an der Fassade, das Wagenrad und das Krokodil im Durchgang. Das Neue Rathaus liegt nicht weit entfernt und befindet sich am Dominikanerplatz (Dominikánské náměstí). Ich fand den Innenhof sehr repräsentativ.

Der Kapuzinerplatz

Ein weiteres Highlight mitten im Stadtzentrum ist der Kapuzinerplatz (Kapucínské náměstí). Der Platz ist nicht sehr groß, aber ausgesprochen ansprechend. Das mag auch der Blick zur Kathedrale ausmachen. Außerdem wird er von mehreren hübschen Lokalen gesäumt. Dort befindet sich auch das Kapuzinerkloster mit einer barocken Gruft mit Mumien.

Masaryk-Straße und Freiheitsplatz

Natürlich gibt es in Brünn auch eine Einkaufstraße. Die Masaryk-Straße (Masarykova) liegt in der Fußgängerzone und führt vom Bahnhof zum berühmten Freiheitsplatz (náměstí Svobody). In diesem Bereich ist viel Leben, auch am Abend. Man kann dort nicht nur ausgiebig shoppen, sondern auch in einem der vielen Lokale Platz nehmen. Am Freiheitsplatz steht übrigens ein weiteres Gebäude, das vom Architekten des Hotel Avion stammt. Auch die Komercni Bank wurde von Bohuslav Fuchs entworfen. Ein absolutes Highlight ist die Zeitmaschinen aus schwarzem Granit. Anscheinend gab es große Kontroversen rund um die Kunstinstallation.

Jakobsplatz, Nightlife und Beinhaus

Gar nicht weit weg und schon ist man am Jakobsplatz (Jakubské náměstí). Da spielt sich das gesellschaftliche Leben vor allem am Abend ab. Wir hatten ja großes Glück mit dem Wetter und waren in unmittelbarer Nähe jeweils zum Dinner. Es gibt dort unzählige Lokale. Meine Highlights waren das Restaurant Element und das Bistro & Bar Atelier. Beides Lokale im gehobenen Segment, aber trotzdem urban und lässig. Überhaupt ist das Gastronomieangebot in Brünn überwältigend und sehr vielschichtig.

An der Jakobskirche befindet sich übrigens der Eingang zum Beinhaus (Kostnice u sv. Jakuba). Man schätzt, dass dort rund 50000 Gebeine befinden, die ursprünglich auf Friedhöfen beerdigt wurden. Das Beinhaus war jahrelang in Vergessenheit geraten und vor gar nicht allzu langer Zeit wiederentdeckt worden. Bei einem Besuch wird man nicht nur von schaurigen Gefühlen, sondern auch von der Musik des Brünner Komponisten Miloš Štědroň begleitet.

Der Mährische Platz

Eine weitere Station auf unserer Erkundungstour war der Mährischer Platz (Moravské náměstí), der mich wegen seiner Großzügigkeit sehr angesprochen hat. Neben der St. Thomaskirche befindet sich die Mährische Galerie, wobei ein Teil davon gerade renoviert wird. Am Vorplatz kommt man am Reiterstandbild von Jošt Lucemburský. Wie allen Besuchern, wurde auch mir gesagt, ich solle mich zwischen die Vorderbeine des Pferdes stellen, um einen überraschenden Ausblick zu erhaschen. Unweit des Mährischen Platzes ist ein kleiner öffentlicher Park mit einem großen, flachen Springbrunnen, in dem sich die Leute bei Hitze abkühlen.

Die Burg Spielberg

Am gleichnamigen Hügel befindet sich das wohl größte Wahrzeichen der Stadt Brünn, die Burg Spielberg (Hrad Špilberk). Bei meinem Besuch fand dort das Prima Fresh Food Festival statt. Ich war wirklich sehr erstaunt über das tolle Angebot während der zweitägigen Veranstaltung. Auf die Burg gelangt man über mehrere Fußwege. Nachdem uns mehrere Eltern mit Kinderwägen untergekommen sind, kann ich sagen, dass der Aufstieg für fast jeden machbar ist. Die meisten Wege liegen im Schatten der zahlreichen Bäume.

Die Burg ist in einem sehr guten Zustand und ein echter Tipp für einen großartigen Ausblick. Bei Schlechtwetter ist sicher das Museum der Stadt Brünn eine gute Empfehlung.

Mein Fazit zu Brünn:

Ich könnte jetzt einfach WOW sagen. Das wäre etwas knapp gehalten. Die Stadt mich wirklich überrascht. Oft hat man ein falsches oder unzulängliches Bild eines Ortes, auch wenn man sich vorab informiert hat. Ich war tatsächlich erstaunt über die doch sehr hohe Einwohnerzahl. Brünn ist jung und sehr fortschrittlich. Kein Wunder gibt es doch mehrere Uniersitäten.

Ich weiß, man soll Städte nicht vergleichen, aber Brünn wirkt schon ein wenig, wie die kleine Schwester von Wien.

Ich weise darauf hin, dass dieser Link ein sogenannte „Affiliate-Link“, also ein Werbelink, ist. Wenn du über dieses Formular ein Hotel buchst, erhalte ich dafür eine Provision.  Der Kaufpreis bleibt jedoch gleich.

Anreise nach Brünn

Vielleicht noch ein paar Worte zur Anreise nach Brünn. Wir sind mit dem Auto angereist, weil wir zuvor einen Familienbesuch in Niederösterreich absolviert haben. Ansonsten wären wir bequem mit einmal Umsteigen mit dem Zug nach Brünn gefahren. Von Salzburg aus ist man doch rund 5 Stunden mit dem Auto unterwegs. Oder sogar noch länger, wenn das Navi beschließt, lieber durch die südmährische Pampa zu fahren.


Disclaimer: dieser Beitrag entstand im Rahmen einer individuellen Recherchereise mit Unterstützung von VisitCzechia. Der Inhalt nicht beauftragt und entspricht wie immer meiner eigenen Erfahrung und Meinung.


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