Zuletzt aktualisiert am 7. Januar 2023 um 20:57
Die Aufregung hat sich gelegt und ich nütze nun die Gelegenheit ein paar Gedanken zur gestrigen Ausstrahlung meines Gespräches im ORF 2 mit Vera Russwurm in ihrem Format, Das kommt in den besten Familien vor, Revue passieren zu lassen.
GESPRÄCH MIT VERA RUSSWURM
Anfang des Jahres klingelte der Regisseur der Sendung, Wolfgang Moser bei mir an, ob ich Interesse an einem Auftritt bei Frau Russwurm hatte. Wir haben uns bei einem Dreh für die Stadt Wien im Dezember kennengelernt und damals schon über diese Möglichkeit gesprochen.
Im Februar war es dann soweit. Im Vorfeld hatte ich natürlich jene Themen, die mir wichtig waren, detailliert bekannt gegeben. Es war eine sehr reifliche Überlegung, ob ich über meinen Firmenkonkurs, der ja, vor der Krankheit mein ganzes Leben auf den Kopf gestellt hatte, überhaupt sprechen sollte. Ich kam zu dem Schluss, dass dieses absolute Tabuthema ein wichtiger, wenn auch sehr dramatischer Teil meines Lebens ist und letztlich auch einen Zusammenhang mit meiner Erkrankung und meinem heutigen Leben hat. Trotzdem, leicht fiel mir das nicht. Aber jetzt habe ich die Möglichkeit, diese Thematik auch näher zu beleuchten, weil es genug Menschen gibt, die davon betroffen sind und denen ich vielleicht Mut machen kann.
DREH IN WIEN
Die Sendung wurde in einer schönen Wiener Altbauwohnung, die zu einem Studio umfunktioniert wurde, aufgenommen. Das machte den Rahmen sehr persönlich. Frau Russwurm kenne ich aus dem Fernsehen seit Jahrzehnten. Wir sind in einem ähnlichen Alter und ich habe ihre Karriere immer ein wenig verfolgt, aber ihre Sendungen nur sehr selten angesehen. Vera ist natürlich superprofessionell, trotzdem kam für mich ein großer Sympathiefaktor zum tragen. Sie hat ja Medizinstudium abgeschlossen und somit einen fachlichen Zugang zu meiner Krankheitsthematik, was ihr in den Fragestellungen sicher sehr entgegen kam.
VINCENT UND CHARITY BUENO; JÜRGEN RYNIO
Die Aufzeichnung dauerte keine 30 Minuten. Es musste nichts wiederholt werden. Sehr gut fand ich auch, dass ein Fachmediziner, in der Person von Pro. Alexander Gaiger zur Seite gestellt wurde. Ich kannte ihn davor nicht. Wir hatten aber vor dem Dreh ausgiebig Möglichkeit uns zu unterhalten. Die restliche Zeit verbrachte ich als Statistin im Publikum bei den anderen Gästen. Zum einen war das Vincent Bueno und seine reizende Frau Charity, die über ihre zweite, verstorbene Tochter erzählten. Das hat mich sehr an mein eigenes Schicksal erinnert. Auch wir haben vor über 30 Jahren ein schwer behindertes Kind erwartet, aber uns im Gegensatz zu den Buenos, in der 24. Woche für einen Spätschwangerschaftsabbruch entschieden. Ein weiterer Gast war Jürgen Rynio, ein ehemaliger, bekannter deutscher Fussball-Torwart, der heute eine Heim für behinderte Menschen leitet und seine Frau durch einen Selbstmord verlor. Diese beiden Beiträge wurden bereits vor einiger Zeit ausgestrahlt.
Einmal musste ich noch nach Wien fahren, um die Sequenzen für die Zwischenszenen zu drehen. Spaziergang durch die Stadt und beim Beef-Tartar.
DIE AUSSTRAHLUNG AM SAMSTAGABEND
Erst letzten Montag erfuhr ich den fixen Ausstrahlungstermin. Natürlich bin ich in meiner Community mit dem TV-Auftritt haussieren gegangen, ohne genau zu wissen, was dann tatsächlich ausgestrahlt wird. Filmschnitt kann ja auch total verfälschen. Ich sehe die Zusammenfassung als sehr gelungen an. Leider sind zwei wichtige Aussagen, dann doch der Schere zum Opfer gefallen. Ich hatte beim Dreh natürlich nicht nur meine Familie als Stütze erwähnt , sondern auch meine Mama und meine Schwester, die damals viele Fäden im Hintergrund gezogen hatten und meine Familie auffingen, wenn wieder einmal Verzweiflung und Ohnmacht Oberwasser hatten. Dafür möchte ich mich jetzt und hier ganz herzlich bedanken! Danke Mama, danke Schnu!
Und der Ausschnitt, bei dem es um meine beträchtlich Halsnarbe wurde dem zartbesaiteten ORF-Publikum erspart. Ja, ich weiß, das ist kein schöner Anblick, aber es hätte das wahre Ausmass der ganzen Sache noch mehr verdeutlicht.
DAS DANACH
Natürlich bin ich dann gestern noch bis tief in der Nacht mit dem Handy in der Hand vor dem Laptop hängen geblieben. Unzählige Menschen, bekannte, altbekannte und unbekannte haben sich bei mir über diverse Kanäle gemeldet. Viele Glückwünsche haben mich ereilt, dafür möchte ich mich bedanken. Besonders schön fand ich den Umstand, dass sich auch Krankheitsbetroffene per Mail zu Wort gemeldet haben. Somit hat der Auftritt großen Sinn gemacht und nicht nur mein Ego befriedigt.
Ich bin dann lange vor den Blogstatistiken gesessen und habe live beobachtet, was sich da alles bewegte. In einer dreiviertel Stunde waren wesentlich mehr User auf den Seiten , wie sonst in einem ganzen Monat. Ja, ich bin sehr neugierig, was sich in den nächsten Tagen tun wird.
Ein großes Danke an Vera Russwurm und das gesamte Team. Für die die große Wertschätzung und vor allem auch für die Möglichkeit, dem Thema Zungenkrebs mehr öffentlichen Raum zu geben. Das würde ich mir öfter wünschen.
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