Zuletzt aktualisiert am 7. Januar 2023 um 20:56
Eigentlich weiß ich nun so gar nicht recht wo ich anfangen soll, so überwältigt bin ich vom gestrigen Abend, nein eigentlich vom ganzen Tag. Dieser 29. Juli 2017 wird mir ewig in Erinnerung bleiben.
Die Salzburger Festspiele sind für mich schon lange ein Fixpunkt im heimatlichen Sommer, und ich versuche stets ein paar Aufführungen besuchen zu können. Und wenn es nur die Leinwandübertragungen am Kapitelplatz während der Siemens Festspielnächte sind. Ich bin keine große Kunstkennerin, mit klassischer Musik befasse ich mich erst seit ein paar Jahren etwas intensiver, nicht sehr tiefgreifend, aber vermutlich mehr, als der Durchschnittsbürger. Ich höre auf einem Ohr schlecht und kann Musik eigentlich nur nach *gefällt mir* oder *gefällt mir nicht* beurteilen. Das bedeutet, mein Zugang zu Kunst ist eher banal. Aber ich interessiere mich sehr für Zusammenhänge, Hintergründe und Geschichte.
MEIN FESTSPIELGUIDE
Heuer bin ich über meinen Schatten gesprungen und habe einfach die Presseabteilung der Festspiele kontaktiert. Mit wenig Hoffnung auf Erfolg, wie ich dachte. Denn welche große Bedeutung würde denn schon eine kleine Gemischtwaren-Bloggerin aus Salzburg neben internationalen Journalisten haben? Ich sollte mich sehr täuschen, denn diese großartige Wertschätzung die mir entgegengebracht wird, ist einfach überwältigend. So werde ich nun zu vielen Presseeevents geladen und kann meine Neugierde stillen und meinen Festspielguide mit interessanten Inhalten füllen.
Dass ich jedoch eine ganz persönliche Einladung zum einzigen Gastspiel der Salzburger Festspiele nach Ingolstadt erhalten würde, das wäre mir niemals auch nur im Traum eingefallen.
MIT DEN FESTSPIELEN NACH INGOLSTADT
So durfte ich gestern gemeinsam mit Julia Müller, der Leiterin der Development und Sponsoring-Abteilung den Weg nach Ingolstadt, der Heimat von Audi antreten. Dass ich den Luxus eines Limousinenservices genießen konnte, fand ich sehr außergewöhnlich, man könnte sich aber durchaus daran gewöhnen, möchte ich mit einem kleinen Augenzwinkern beifügen.
Die Salzburger Festspiele geben seit nunmehr 24 Jahren genau ein Gastspiel jährlich. Und das findet stets in Zusammenarbeit mit einem der Hauptsponsoren, dem Autohersteller Audi, im Festsaal des Ingolstädter Stadttheaters statt. Dieses Jahr vertrat Teodor Currentzis mit seinem Ensemble MusicaAeterna mit dem Mozart Requiem die Festspiele.
Currentzis zählt heuer durch sein zahlreiches Auftreten in Salzburg zu den Superstars. Letzten Donnerstag hatte La Clemenzia di Tito von Mozart Premiere und die Kritiken haben sich überschlagen.
TEODOR CURRENTZIS DIRIGIERT MOZART
Wer die Hintergründe des Requiems kennt, Mozarts letztes Stück, das er auch nicht mehr fertig schreiben konnte, der wird von dieser Musik besonders berührt sein. Currentzis schafft es dem Werk eine besondere Note zu geben. Trotz des nicht gerade charmanten Ambientes des Festssaals wird man mitgerissen und von starken Gefühlen in Beschlag genommen. Für mich eine Novität, ein stehendes Orchester. Das gibt dem Stück beinahe Schauspielcharakter. Auch sehr außergewöhnlich ist die Garderobe der Künstler. Chor und Orchester tragen nämlich schwarze Kutten. Vorbei auch die Zeiten, in denen der Dirigent im schwarzen Anzug am Pult stand. Currentzis trägt wie auch privat, eine enge schwarze Hose und ein schwarzes Shirt.
PROBE AM NACHMITTAG
Ich durfte übrigens bereits am Nachmittag der Probe beiwohnen. Es war ein ganz besonderes Erlebnis, einmal direkt bei den Vorbereitunsgarbeiten zusehen zu können. Currentzis wirkte streng, aber freundschaftlich, fast familiär. Überhaupt hat man das Gefühl, es würde eine große Innigkeit zwischen dem gesamten Ensemble bestehen.
Nach der Aufführung konnte ich noch den Garderobenbereich aufsuchen. Dort wuselten zu meinem Erstaunen unzählige Kleinkinder herum. Wie ich erfuhr, nimmt ein großer Teil der Ensemblemitglieder seine Familien mit zu den Festspielen, da diese ja über einen Zeitraum von sieben Wochen laufen.
IM GESPRÄCH MIT DEM MEISTER
Auch die Rückfahrt sollte noch einmal für Spannung sorgen. Mein Rückbanknachbar war dieses Mal der neue kaufmännische Direktor Lukas Crepaz, mit dem ich durchaus interessante Hintergrundgespräche führen konnte.