Zuletzt aktualisiert am 7. Januar 2023 um 19:08

Jetzt ist er also da, der Sechser an erster Stelle meiner Altersangabe. Ich frage mich gerade, warum wir Menschen ständig in Maßeinheiten eingeteilt werden? Größe, Gewicht, IQ, EQ oder eben Alter? Was bedeuten denn 60 Jahre für mich als Person. Bin ich jetzt alt oder noch junggeblieben? Wo stehe ich in meinem Leben, wie lange bin ich denn noch hier? Meine Mama war mit 60 alles, nur nicht alt, das ist sie auch heute noch nicht. Meine Omi war bis 90 fit und agil, aber sie sah mit 60 nach heutigen Maßstäben alt aus. Kein Wunder, sie hatte auch ein sehr bewegtes Jahrhundert, mit teils großen Entbehrungen erlebt.

Der 60er hat mich emotional bewegt

Ich gebe ehrlich zu, der Sechziger hat mich nun seit Wochen sehr bewegt. Vor allem auch die Tatsache, dass vor über 11 Jahren bei meiner Krebsdiagnose nicht wirklich klar war, ob ich diesen Geburtstag jemals feiern könnte. Wenn ja, in welchem Zustand? Das sah nicht so rosig aus.

Zum Glück hat sich nach diesem schrecklichen Jahr nach der Diagnose das meiste wieder zum Guten gewendet. Ich werde zwar beinahe täglich aufgrund der vielen Einschränkungen an meine ehemalige Erkrankung erinnert, aber ich lebe ein unglaublich tolles und spannendes Leben 2.0. Dieser Blog hier trägt übrigens auch maßgeblich dazu bei. Ohne meine beiden Online-Magazine würde ich nicht dieses erfüllte Leben führen. Ich komme viel herum, besuche grandiose Orte, lerne ständig neue Menschen kennen. Und ja, ich treffe regelmäßig auf Patienten mit einer ähnlichen Diagnose, die sich an mich wenden und um meine Erfahrungen fragen. Auch nach so vielen Jahren teile ich meine persönliche Krankengeschichte, weil ich weiß, wie wichtig es ist, Hoffnung zu schöpfen. Es gibt mir das Gefühl, etwas zurückzugeben, wenn ich anderen Menschen mit einem derartigen Schicksalsschlag Mut machen kann.

Rückblick auf das letzte Jahrzehnt

Überhaupt blicke ich auf ein wunderbares Jahrzehnt zurück. Das heißt nicht, dass alles davor nicht erwähnenswert wäre, aber dieser Beitrag soll keine Autobiografie werden. Es haben sich in den letzten Jahren jene Wünsche erfüllt, die ich nach meiner Diagnose hatte. Ich wollte gerne Enkelkinder erleben und auf wenigstens eine Hochzeit eines meiner Kinder gehen. Drei Enkerl sind es inzwischen und bald steht die dritte Hochzeit ins Haus. Ich sage es ja, man muss nur seine Wünsche intensiv wünschen. Gut, am Lottosechser-Wunsch muss ich noch intensiver arbeiten.

Stand nicht auf der Wunschliste

Übrigens waren Bücher schreiben, Interviews geben und im Fernsehen gescheit daherreden nicht auf meiner Wunschliste und trotzdem sind diese Dinge zu mir gekommen. Und haben mein Leben ungemein bereichert. Manchmal frage ich mich, was kann da noch alles auftauchen wird?

Wohnen 60plus

Auch meine persönliche Wohnsituation hat vor einem Jahr eine vermutlich endgültige Lösung gefunden. Wir waren ja schon länger auf der Suche nach einem passenden Alterswohnsitz. Dazu habe ich hier auch mehrfach geschrieben. Ich erwähne es auch deshalb, weil ich gerade jetzt in diesen doch schwierigen Zeiten sehr froh über diese neue Wohnung bin. Wer hätte das gedacht, dass wir uns darüber freuen in einem energieeffizienten Haus zu leben, das ohne Gas und Öl auskommt. Und ich bin wahrlich erleichtert, dass wir ganz bewusst unsere Wohnfläche reduziert haben.

Endlich Pension, nein danke!

Der 60er ist für uns Frauen in Österreich im Moment noch beruflich ein großer Einschnitt, denn er ist der Eintritt in die Alterspension. Ich sage noch, denn das ändert sich in den kommenden Jahren und es wird an das Pensionsalter der Männer angeglichen. Dann heißt es im Normalfall arbeiten bis 65. Ich finde diese Änderung wirklich wichtig und gut, wenn man bedenkt, dass Frauen inzwischen im Durchschnitt fast 84 Jahre werden. Ich gehe am ersten Dezember amtlich in Alterspension und werde an meiner Selbstständigkeit trotzdem nichts verändern, weil ich mir nicht vorstellen kann, nicht mehr zu arbeiten. Das ist natürlich in meinem Fall gut nachzuvollziehen, ich habe meine Freizeitbeschäftigung zu einem Job umgewandelt. Ein Idealfall sozusagen.

Der große Wunsch nach anhaltender Gesundheit

Während ich diese Zeilen getippt habe, habe ich mehrfach darüber nachgedacht, was ich mir für die kommenden Jahre wünsche. Es bleibt immer wieder als wichtigster Punkt, meine wiedergewonnene, wenn auch sehr fragile Gesundheit. Ohne der ist alles andere unwichtig. Und dafür tue ich auch genug. Abgedroschen aber wahr, ich lebe tatsächlich sehr gesund, vor allem auch mental. Meine Kraftquelle ist meine Familie, die hinter mir steht und mich in allem, was ich mache, unterstützt.

Mehr Respekt, weniger Ich

Ich wünsche mir, wie vermutlich fast alle Menschen, dass sich unsere sehr ungemütliche Weltlage wieder normalisiert und wir wieder lernen, mit Respekt aufeinander zuzugehen. Dass wir alle weniger ichbezogen durchs Leben laufen und Bedürfnisse anderer beachten. Ich wurde unlängst in einem Interview gefragt, was ich an Menschen nicht mag. Dazu habe ich kurz und knapp geantwortet. Dummheit. Ein einziges Wort, das sehr viel aussagt.

Mein virtuelles Leben

Dass es einen respektvollen Umgang untereinander geben kann, das erlebe ich übrigens seit vielen Jahren nicht nur im realen Leben, sondern auch in meiner doch ganz ansehnlichen virtuellen Blase. So viele Menschen aus so vielen verschiedenen Lebenssituationen, nicht immer bin ich mit jedem einer Meinung, trotzdem habe ich in über 10 Jahren nur zweimal jemanden aus meiner Crowd entfernt, weil es zu massiven verbalen Übergriffen kam. Das ist bei 1000nden Followern, virtuellen Freuden und Bekannten ein gutes Zeichen, dass es ein Miteinander geben kann.

Danke

Irgendwie gehört es sich, sich zu bedanken an solchen Tagen. Ich sage einfach danke an all jene, die mich seit vielen Jahren begleiten und unterstützen und das ist nicht nur meine Familie. Damit meine ich reale und virtuelle Freunde und Bekannte. Immer wieder bedanke ich mich bei meinen medizinischen und pflegerischen Begleitern auf der MKG an den Salzburger Landeskliniken und allen Abteilungen, die dafür verantwortlich sind, dass ich wieder in ein Leben gefunden habe und auch heute noch darüber wachen. Ein Danke auch an meine vielen Kooperationspartner, die mir behilflich sind, diesen Blog mit schönen und interessanten Inhalten zu füllen.

Und jetzt ist es an der Zeit nach sieben Jahren ein neues Profilbild zu organisieren und endlich wieder einmal auf einer Bartheke zu tanzen.

Fotocredit: Wildbild für Alphalöwin. Frauennetzwerke.