Zuletzt aktualisiert am 7. Januar 2023 um 19:12
Rund zwanzig Jahre ist es her, dass ich den Jedermann am Salzburger Domplatz gesehen habe. Davor eine weitere Aufführung. Es mag etwas ungewöhnlich klingen, aber ich kann mich tatsächlich nicht mehr an die Besetzungen erinnern. Dafür weiß ich, was ich damals, vor zwei Jahrzehnten anhatte. Beschämend irgendwie, andererseits interessant, was in Erinnerung bleibt.
Schon seit einigen Jahren hatte ich mir vorgenommen, endlich weider einmal eine Jedermann Aufführung zu besuchen. Alleine, es ist sehr schwierig Karten zu ergatten. Das Stück von Hugo von Hofmansthal ist seit bald 100 Jahren ein Dauerbrenner und DER fixe Bestandteil der Festspiele. Ja es gibt auch die Option kurzfristig Stehplätze für die Aufführungen am Domplatz zu erwerben, aber das ist für mich aus Gesundheitsgründen nicht wirklich erstrebenswert.
Statt Domplatz im Großen Festspielhaus
Das Wetter wollte bei der Premiere nicht mitspielen und somit gaben Tobias Moretti, Stefanie Reinsperger, Peter Lobmeyer, Mavie Hörbiger und Co. im großen Festspielhaus ihr Bestes am Premierenabend. Auch wenn der Domplatz eine unvergleichliche Kulisse ist, so war auch das Bühnenbild im Festspielhaus einfach grandios. Es kam auch einiges an Technik zum Einsatz, so etwa eine schwenkbarer Boden, von dem vermeintlich die Reste der Tischgesellschaft ins Publikum rutschen.
Das Leben und Sterben des reichen Mannes Jedermann hat auch heute noch große Gültigkeit, vielleicht gerade in so bewegten Zeiten wie diesen, noch eine wesentlich größere. Bei Tobias Moretti muss ich immer noch an Kommisar Rex denken, was natürlich ein sehr persönlicher Eindruck ist. Es tut aber seiner schauspielerischen Leistung keinen Abbruch. Er wirkt nur zu Beginn wesentlich jünger als ein 50 jähriger Mann. Sein Gegenspieler Peter Lobmeyer, in der Rolle des Tod, glänzte auch durch viel körperlichen Einsatz. Ja, ich frage mich heute noch, wie der Mann mit Highheels auf dieser schiefen Bühne herumlaufen konnte. Maske und Kostüm erlaubten nicht die Augen abzuwenden.
Neues Kostüm für die Buhlschaft
Und weil wir schon beim Kostüm sind, Stefanie Reinsperger als Buhlschaft wurde zwar in einem überdimensionalen roten Kleid auf der Bühne sichtbar, aber in den Szenen begnügte man sich mit einem schwarzen Cocktailkleid samt Chiffonmantel. Fesch, sexy und zeitgeistig, weit weg von hoch gezurrten Brüsten und engen Taillen.
Mein absolutes Lieblingskostüm durfte der Mammon tragen. Man glaubte ein Ungarischer Hirtenhund wurde für die Bühne gold eingefärbt. Einfach witzig und ein echter Hingucker.
Die Ausstattung des Jedermann ist jährlich ein großes Thema nicht nur bei den Boulvardblättern, sondern auch in seriösen Medien. Die Festspiel sind eben nicht nur künstlerische Leistung, sondern auch ein Event mit viel Drumherum, das konnte man gerade vor dem Beginn der Aufführung erleben. Viel Prominenz und eben so viele Fotografen.
Mein Fazit zum Jedermann 2018 in der Kurzversion: er hat mir richtig gut gefallen, egal ob künstlerische Darbietung oder Ausstattung, ein grandioser Abend.
Fotocredit: © Salzburger Festspiele / Matthias Horn