Zuletzt aktualisiert am 7. Januar 2023 um 19:11
Seit vielen Jahren hege ich eine große Begeisterung für Kirchen. Besonders für jene mit barockem Ursprung. Das hat nichts mit Religion zu tun, viel mehr interessiere ich mich für die Architektur. Ja, ich finde es immer wieder höchst erstaunlich, wie man vor einigen Jahrhunderten solche Gebäude mit einfachen technischen Mitteln errichten konnte. Da ist natürlich meine Heimatstadt Salzburg ein echtes Eldorado.
Salzburg, das Barock Eldorado
Irgendwann einmal habe ich mir vorgenommen, alle Kirchen im Stadtgebiet einen Blogartikel zu widmen. Vielleicht auch mehrere. Denn die Anzahl der sakralen Gebäude ist für die Größe der Stadt ziemlich umfangreich. Viele davon sind im Barock entstanden, am bekanntesten ist sicher der Salzburger Dom, der ja auch lange als geistliches Zentrum des Erzbistums galt.
Ich habe jedoch eine erklärte Lieblingskirche. Das ist die Kollegienkirche am Rande des Universitätsplatzes, die sich fast bis zum Haus für Mozart erstreckt. Diese Kirche ist die Heimat der Unipfarre, darum ist auch der Name Universitätskirche geläufig. Ursprünglich war dieser Raum ja auch nicht nur als religiöser Begegnungsraum gedacht, sondern durchaus auch den Wissenschaften gewidmet.
Fischer von Erlach, begnadeter Barock Baumeister
Ende des 17. Jahrhunderts beauftragte Fürsterzbischof Johann Ernst Graf Thun den bekannten Architekten Johann Bernhard Fischer von Erlach. Von ihm stammen zahlreiche, bekannte Bauten in Salzburg. Die Kollegienkirche ist sicher der herausragendste Bau, weil er durch seine Einfarbigkeit besonders ins Auge sticht. Barock wird nicht nur heute mit Glanz, Glamour und Farben verbunden. Auch zu Zeiten von Fischer von Erlach, war das fast ein Muss.
Ganz bewusst hat er mit diesem Bau, die Tradition gebrochen und auf Farbe im Innenraum verzichtet. Sogar die Seitenaltäre waren nicht in seinen Plänen vorgesehen. die wurden erst später hinzugefügt. Auch der Hauptaltar bestand ursprünglich aus einem wenig spektakulären Tabernakel. Die Bauzeit betrug übrigens lediglich 11 Jahre, nach heutigen Maßstäben kaum vorstellbar.
Wie viele sakrale Bauten verlor die Kollegienkirche über Jahrzehnte ihre ursprüngliche Bedeutung. Das Haus wurde mitunter als Stallung benützt. Brandflecken im Untersberger Marmor zeugen noch heute von den Missbräuchen des Gebäudes, in dem man zum Beispiel die Sitzbänke einfach vor Ort verbrannte.
Die Kollegienkirche als Ort der Begegnung und der Veranstaltungen
Üblicherweise kann man ja nur das ebenerdige Kirchenschiff besuchen, das im Sommer auch so manche Festspielaufführung beherbergt. Die erste Aufführung der Festspiele war übrigens 1922 das Große Welttheater von Hugo von Hofmannsthal. Überhaupt werden die Kirchenpforten häufig für Veranstaltungen geöffnet.
Blick von oben und einer unter das Dach
Hinauf in die Oratorien darf man als normaler Besucher jedoch nicht. Dafür gibt es aber regelmäßig Führungen, die nicht nur den Blick von oben auf Altar und Kirchenraum ermöglichen, sondern auch noch eine Begehung des Dachbodens.Ganz ehrlich, wie oft hat man schon die Gelegenheit in den Dachschrägen eines berühmten Barockbaues herum zu spazieren? Das ist ziemlich spannend, weil auch die große Gefahr einer Verirrung besteht. Ja, man hat schon von Gästen gehört, die dort eine ganze Nacht verbrachten, weil sie den richtigen Abstieg nicht finden konnten. Das war allerdings in Vor-Handy-Zeiten.
Die Kollegienkriche wurde übrigens einer 10 jährigen Generalsanierung unterzogen, die erst 2013 beendet wurde. Die Kosten dafür beliefen sich auf rund 12 Millionen Euro, das entspricht fast den ursprünglichen Errichtungskosten umgerechnet auf den heutigen Kaufwert.
In unregelmäßigen Abständen finden immer wieder Spezialführungen durch die Kollegienkirche statt. Informationen dazu findet man im Veranstaltungskalender.