Zuletzt aktualisiert am 19. November 2023 um 14:28

Das Chalet Leopold steht leider nicht mehr zur Vermietung zur Verfügung.

Ich fahre nach Trahütten, habe ich einige Wochen vor meiner Reise ins Schilcherland meinem Umfeld erzählt. Selbst gebürtige Steirer konnten mit dem kleinen Ort in der Nähe der Bezirkshauptstadt Deutschlandsberg nichts anfangen. Mein Ziel hieß Chalet Leopold, und dieses außergewöhnlich Refugium hat als Adresse tatsächlich Trahütten. Dabei liegt es irgendwo im Nirgendwo, weit ab jeglicher Zivilisation, mitten im hügeligen Schilcherland. Umgeben von viel Wald und wenigen Wiesen.

Nicht immer ist das Navi ein guter Ratgeber

Zugegeben, die Anreise über die Privatstraße ist ein wenig abenteuerlich, vor allem dann, wenn das Navi einen falschen Weg vorschlägt, und man wirklich irgendwo am vermeintlichen Ende der Welt landet. Aber letztendlich, nach telefonischer Nachfrage bei Frau Barbara, die im Nebenhaus des Chalet lebt und dieses auch versorgt, sind wir heil angekommen. Mein Tipp, *Zur Fischerhütte bei der Klause* eingeben und dann einfach dem Weg folgen. Dort soll es übrigens sehr guten, fangfrischen Fisch geben. Wir hatten leider keine Zeit für einen Abstecher

Durchatmen und staunen

Bei der Ankunft muss man zuerst richtig durchatmen. Zum einen, um die gute Luft zu spüren, zum anderen, um diese schönen Eindrücke zu verarbeiten. Das Chalet Leopold ist das Haupthaus eines 300 Jahre alten Anwesens über dem Laßnitztal. Es wurde, so wie der ehemalige Schweinestall, liebevoll und aufwändig renoviert. Zwei weitere Gebäude, ein kleines Presshaus und ein weiterer Stall warten noch darauf. Natürlich haben diese Gebäude eine lange Geschichte.

Mich hat es sehr nachdenklich gestimmt, dass im Bauernhaus einst eine Familie mit 11 Kindern lebte. Dort, wo heute vier Leute ihren Urlaub verbringen. Man fragt sich ein wenig, wie auf der Fläche13 Menschen leben konnten, zumal früher das Dachgeschoss nicht ausgebaut war. Den Unterhalt hat man sich früher durch Obstanbau und Waldwirtschaft unter schwierigen Bedingungen verdient.

Chalet Leopold, ein Schmuckstück

Aber nun komme ich zurück ins Heute. Das Chalet Leopold ist ein wahres Schmuckstück. Vieles konnte von der ursprünglichen, denkmalgeschützten Substanz erhalten werden. Trotzdem findet man viel Technik vor. Obwohl man vom Strom- und Wassernetz abgeschnitten ist, braucht man auf keinen Komfort zu verzichten. Strom kommt vom Dach und im seltenen Notfall wird er von einem Aggregat erzeugt.

Das Wasser stammt aus einer eigenen Quelle. Und man ist mit dem Rest der Welt via Internet verbunden. Ja, es gibt tatsächlich drei hochwertige TV-Geräte, die wir aber nicht wirklich benützt habe.

Echte Entspannung und Nichtstun

Auch wenn das Haus sehr abgeschieden liegt, langweilig wird einem dort nicht. Irgendwie bleibt die Zeit stehen. Ich hab nach Ewigkeiten wieder einmal ein Buch in die Hand genommen, bin faul auf der Couch gelegen oder habe meine Gedanken schweifen lassen. Vom Haus weg kann man herrlich spazieren gehen. Egal ob hinunter oder den Berg weiter hinauf. Der Ausblick ist großartig. Auch gemeinsam kochen ist eine schöne Option. Das macht man entweder am Gasofen von Gaggenau oder am Sparherd, der auch für wohlige Wärme sorgt, nachdem man ihn mit Holz selbst befeuert hat.

Sollte ich irgendwann ein drittes Buch schreiben, dann wäre das Chalet Leopold der richtige Ort, um in Ruhe zu arbeiten.

Exklusive Ausstattung und Liebe zum Detail

Mich hat es aus persönlichen Gründen sehr gefreut, dass die meisten Stoffe aus der Salzburger Weberei Jordis stammen. Herr Jordis war nämlich ein Schulkollege meiner Mama. Egal ob im Wohnbereich oder in den Schlafzimmern, überall werden solche handgefertigten Stoffe als Blickfang verwendet. Überhaupt findet man im ganzen Haus, viel traditionelles Handwerk.

Bevor ich es vergesse, eine besonders schöne Geste ist die großartige Brettljause, Rotwein vom Weingut der Eigentümer aus der Toscana, Brot und was man sonst noch für den ersten Tag benötigt. Alles zubereitet von Frau Barbara, die auch immer für gute Tipps erreichbar ist.

Meine Wurzeln liegen in Deutschlandsberg

Wir haben während unseren Auszeit auch einige Ausflüge gemacht. Mit ein Grund, weshalb ich überhaupt in die Weststeiermark gefahren bin, sind meine familiären Wurzeln, die in Deutschlandsberg liegen. Meine selige Omi mütterlicherseits stammt von dort und ich kann mich damit brüsten, dass mein Urgroßvater den örtlichen Fußball Klub gründete. Wir haben uns auf die Suche nach dem ehemaligen Wohnhaus gemacht, gefunden haben wir es nicht. Es dürfte schon ewig verschwunden sein. Selbst das Familiengrab wurde vor einigen Jahren aufgelöst.

Burg und bodenständiges Essen in Deutschlandsberg

Deutschlandsberg liegt westlich von Graz und fristet ein beschauliches Dasein. Ein Highlight ist die imposante Burg, die ein Museum beheimatet, ebenso wie ein Hotel mit einem Gourmet Restaurant. Wir haben jedoch zum Essen ein Gasthaus im Ort bevorzugt. Kollar-Göbl ist so etwas wie der Platzhirsch. Dort isst man nicht nur sehr gut bodenständige Gerichte, es gibt auch eine angeschlossene Metzgerei mit vielen weststeirischen Spezialitäten.

Entlang der Schilcherstraße

Es zahlt sich aus, der Schilcherstraße entlangzufahren. Die Gegend ist entzückend und man findet so manchen Winzer mit tollen Produkten. Wir haben uns beim Weinhof Klug-Krainer in Wildbach mit Apfelsaft und Schnaps eingedeckt, während meine Eltern Wein in den Kofferraum luden.

Abstecher nach Stainz

Ein kurzer Abstecher hat uns bis nach Stainz gebracht. Ich wäre dort gerne ein wenig geblieben, um das Schloss zu besichtigen, aber die mitreisenden Herren haben zur Weiterreise gedrängt. Stainz ist fest mit Erzherzog Johann verbunden, er war der erste Bürgermeister. Eine weitere Sehenswürdigkeit ist der Flascherlzug, eine historische Schmalspurbahn, die lediglich nur mehr für touristische Zwecke verwendet wird.

Ausflug in die Südsteiermark

Auch wenn das Schilcherland mehr als genug Ausflugsziele bietet, so kann man auch die Gelegenheit wahrnehmen und in die nahe Südsteiermark fahren. Unser Ziel war eigentlich St. Veit am Vogau. Leider war das angepeilte Gasthaus Thaller unerwartet geschlossen. So machten wir uns auf den Weg über die südsteirische Weinstraße Richtung Eibiswald nach Deutschlandsberg. Dort lebt meine letzte steirische Verwandte, mit der noch Kontakt besteht.

Entlang der Weinstraße reihen sich viele bekannte Orte, wie Gamlitz, Leutschach oder Maltschach, die unter Weinkennern sehr geschätzt werden. Wir haben jedoch spontan in Ehrenhausen einen Stopp eingelegt und konnten ganz kurzfristig einen Tisch im Wirtshaus-Restaurant Die Weinbank ergattern. Ich möchte fast sagen, was für ein Glück, dass unser ursprüngliches Ziel geschlossen war, denn sonst wären wir dort nie gelandet. Außergewöhnlich gute Küche, schönes Ambiente und tolles Personal.


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