Zuletzt aktualisiert am 5. Februar 2023 um 19:03

Dass mich Leipzig sehr begeistert hat, habe ich unlängst schon ausführlich erzählt. Doch die größte Stadt Sachsens besteht nicht nur aus der schönen Innenstadt und vielen berühmten Namen. Ich bin an zwei Tagen vermutlich mehr zu Fuß unterwegs gewesen, wie andere Menschen in einem ganzen Monat. Wo ich mich überall umgesehen habe, erzähle ich dir in diesem Blogbeitrag. Aber Vorsicht, es könnte lange werden.

Das jüdische Leipzig

Wenn ich eine Städtereise antrete, dann erforsche ich auch gerne die jüdische Geschichte einer Stadt. Auch in Leipzig gab es zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein reges jüdisches Leben. Historisch gesehen lebten bereits im Mittelalter Juden in der Stadt, nachweislich hat sich allerdings erst 1847 eine Gemeinde formiert, als die Niederlassung von Juden gestattet wurde. Auch die Eltern von Sigmund Freud zog es nach Leipzig, allerdings hatten sie zu wenig Geldmittel und sind deshalb weiter nach Wien gesiedelt.

Mitte der 1920er Jahre zählte die jüdische Gemeinde rund 13000 Mitglieder und war somit die sechstgrößte in ganz Deutschland. Wie in vielen anderen Orten wurden 1938 Synagogen zerstört. Warm abgetragen würde man auf gut österreichisch sagen. Denn der Brand der Großen Synagoge in der Gottschedestraße wurde kontrolliert gelegt, um die umliegenden Gebäude zu schützen. Heute befindet sich an diesem Ort ein nachdenklich stimmendes Mahnmal in Form von Sesselreihen.

Im Waldstraßenviertel

Ich bin vom Mahnmal mit meinem Stadtführer, Herrn Plate, durch das mondäne Waldstraßenviertel spaziert. Dort hatten sich um die Jahrhundertwende zahlreiche wohlhabende Juden niedergelassen. Viele von ihnen waren aus dem Osten zugezogen und handelten mit Pelzen oder Tabak. Noch heute erinnern etwa das Eitingon Krankenhaus, jetzt eine psychiatrische Klinik, oder das Altenheim der Ariowitsch Stiftung, an die Zeiten vor dem Nationalsozialismus.

Nach dem Krieg lebten lediglich nur mehr rund 20 jüdische Bürger in Leipzig, heute sind es um die 1200 und somit wieder die größte jüdische Gemeinde in Sachsen.

Zwillingshäuser im Gründerzeitstil
Gründerzeitfassade im Waldtraßenviertel

Die Red Bull Arena

Direkt gegenüber des Eitingon Gebäudes kommt man vor der Red Bull Arena zum Stehen. Fußball Fans ist dieses Sportstadion ein Begriff. Ich persönlich fand die monumentalen Statuen auf dem großen Vorplatz etwas befremdlich und aus der Zeit gefallen. Sie erinnern an vergangene DDR Zeiten, in denen Sport sehr großgeschrieben wurde. Die heutige Arena ersetzt das alte Zentralstadion, das bis zu 100000 Zuschauer aufnehmen konnte.

Spaziergang zum Gohliser Schlösschen

Ich wollte mich dort nicht länger aufhalten, nachdem ich Fotos für meine männlichen Familienmitglieder von der Arena geschossen hatte, verabschiedete mich von Herrn Plate und spazierte weiter vorbei am Mückenschlösschen durch das schöne Rosental und den Leipziger Auwald Richtung Gohliser Schlösschen. Am Rande der großen Parkanlage liegt der Zoo, der sicher sehr sehenswert ist. Ich habe mich auf den Blick durch das Zoo-Schaufenster beschränkt. Es ist durchaus sehr witzig, wenn man über die zahlreichen Wege schlendert und plötzlich tauchen Giraffenhälse vor einem auf.

Ich hatte keine Zeit für einen Abstecher, mein Ziel hieß Gohliser Schlösschen. Mit dem Musenhof am Rosental, wie das Rokokoschloss auch genannt wird, verbindet man vor allem bekannte Namen wie Friedrich Schiller oder Robert Schuhmann. An bestimmten Terminen kann man Rundgänge durch die Anlage machen. Aber auch die Außenansicht ist durchaus sehenswert. Vor allem bietet der Stadtteil Gohlis wahre Architekturschätze. Von dort kann man gut auch zu Fuß wieder in die Altstadt zurückkehren oder die Straßenbahn benützen.

Die beiden beschriebenen Spaziergänge lassen gut an einem Tag bewältigen. Vor allem, wenn man dazwischen zum Essen einkehrt. Etwa ins Bacco oder ins Mückenschlösschen, beide im Waldstraßenviertel.

Das Rokokoschlösschen in Gohlis

Mein Tipp:

Bei einem mehrtägigen Aufenthalt zahlt sich die Leipzig Card auf alle Fälle aus.


Tag zwei mit einem umfassenden Programm

Den kommenden Tag habe ich mit meiner Freundin und Bloggerkollegin Viki von Chronic Wanderlust verbracht. Wir hatten von Leipzig Travel zahlreiche Vorschläge und Tipps für den Süden der Stadt erhalten und haben tatsächlich alle Punkte besucht. Und das alles zu Fuß. Ich muss gestehen, das war ein Monsterprogramm, das ich in dieser Intensität eher auf zwei Tage aufteilen würde, aber wir waren so voll Elan, dass wir uns förmlich durch die Straßen treiben ließen. Erst die Zahlen auf unseren Schrittzählern haben uns abends gezeigt, welche Strecke wir zurückgelegt hatten. Gleich vorweg, diesen Spaziergang kann man auch mit der Straßenbahn absolvieren und einfach an den einzelnen Punkten aussteigen.

Im herbstlichen Johannapark in Leipzig

Johannapark und Aussicht auf die Stadt

Unser erstes Ziel war der Johannapark mit seinen kleinen Teichen und den schönen Waldstücken dazwischen. Ein wunderbarer Naherholungsraum der nur wenige Minuten von der Innenstadt entfernt liegt. Ein Blick auf den Rathausturm und das City Hochhaus zeigt wie nahe man an der Stadt ist. Plaudernd sind wir dann an der Sachsenbrücke angelangt und haben Paddlern auf dem Elsterflutbeet zugesehen. Unser Weg führte uns dann durch den Clara Zetkin Park zur Universitätsbibliothek, die man frei besichtigen kann. In unmittelbarer Nähe befindet sich das Bundesverwaltungsgericht, das auf alle Fälle einen Fotostop wert ist.

Wir hatten Glück, es war sehr früh am Sonntag und somit kaum Leute unterwegs. Von dort haben wir uns auf den Weg zum Fockeberg gemacht. Das ist sozusagen der Aussichtsberg von Leipzig. Als Alpenbewohnerin würde ich eher von einer leichten Erhebung sprechen. Trotzdem zahlt es sich aus den kurzen Rundweg hinaufzuspazieren, ein toller Blick auf das Umland und die Stadt sind die Belohnung. Dort oben stach mir zum ersten Mal das Völkerschlachtmuseum ins Auge, doch dazu später mehr.

Universitätsbibliothek, für jedermann zugänglich
Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig

Flippige Südvorstadt

Nach diesem ausgiebigen Spaziergang war der Hunger groß und wir wollten diesen in der Südvorstadt stillen. Dazu gibt es dort unzählige Straßencafés und kleine Lokale, die vorwiegend urbanes, junges Publikum anziehen. Ein besonderes Highlight ist die Löffelfamilie, das ist eine Leuchtreklame aus den 1970er Jahren in der Karl-Liebknecht -Straße, die 1993 zum Kulturdenkmal erklärt wurde. Gegenüber steht ein spektakuläres Haus mit einer bunt bemalten Fassade. Wir sind dann letztendlich in der Kantstraße in einem entzückenden kleinen Kaffeehaus, Chacha, gelandet. Bei Filterkaffee und veganen Flowercakes und das zwischen Vintagemöbeln aus den 1960er Jahren.

Bunte Fassaden in der hippen Südstadt in Leipzig
Buntes Haus in der Leipziger Südvorstadt

Das Panometer

Wir waren ehrlich erstaunt, dass es von dort dann nur mehr ein Katzensprung zum Panometer ist. Das war mein persönliches WOW-Erlebnis an diesem Tag. Noch bis Ende Februar 2022 kann man sich dort an Carolas Garten erfreuen. Ein 360 Grad Panorama von  Yadegar Asisi entführt die Besucher in einen Hinterhofgarten aus der Sicht eines Insektes. Man kann das kaum mit Worten beschreiben, sondern muss dieses Kunstwerk selbst ansehen. Darum kann ich Leipzig Besucher*innen nur dazu auffordern, dort noch schnell einen Stopp einzulegen. Danach folgt die sicher auch sehr interessante Ausstellung New York 9/11.

Gasometer in Leipzig

Völkerschlachtdenkmal

Unser nächstes Ziel hieß Völkerschlachtdenkmal. Ich fand diesen Riesenklotz schon auf Fotos so beklemmend, dass ich eigentlich kein großes Bedürfnis hatte dort tatsächlich hin zu wollen. Lediglich, der anschließende Südfriedhof verführte uns dazu, doch noch bis zu diesem Koloss zu spazieren. Bei unserem Besuch war die Buslinie wegen einer großen Baustelle verlegt worden, sodass wir einfach wieder einmal zu
Fuß den Weg fortsetzten. Das monströse Denkmal ständig im Auge.

Meine Bedenken wurden dann tatsächlich bestätigt. Mir machte dieses überdimensionale Monument fast ein wenig Angst. Seit 1913 erinnert das 91 Meter Denkmal an die große Völkerschlacht bei Leipzig im Jahr 1813, an der 600000 Soldaten teilnahmen, von den beinahe ein Sechstel getötet oder verwundet wurde. Man kann auch das Innere des Mahnmals besuchen, ich habe davon Abstand genommen.

Viki von Chronic Wanderlust hält das Völkerschlachtdenkmal fotografisch fest

Südfriedhof

Dafür haben wir als Abschluss unseres stundenlangen Spaziergangs noch eine Runde durch den weitläufigen Südfriedhof gemacht. Er zählt neben Hamburg Ohlsdorf und Stahnsdorf bei Berlin zu den drei größten Parkfriedhöfen Deutschlands. Dort könnte man sich als Friedhofsliebhaber*in den ganzen Tag aufhalten. Das tun ganz offensichtlich auch viele Menschen. Denn die Gothic Szene ist dort gut sichtbar.

Diese beiden Ausflüge, die man ohneweiters auf mehrere Tage ausdehnen oder auch nur in Teilabschnitten absolvieren kann, zeigen sehr gut, wie vielschichtig Leipzig ist.

Schöne Herbststimmung am Leipziger Südfriedhof

Du planst eine Reise nach Leipzig?

Am besten informierst du dich auf der Seite von Leipzig Region. Dort erfährst du alles rund um einen Aufenthalt in Leipzig und die umliegende Region.

Wie schon erwähnt, ich bin mit dem Zug ab Salzburg gefahren. Jedoch kann man ab Wien mehrmals wöchentlich mit der AUA in nur 75 Minuten nach Leipzig fliegen.


Transparenzhinweis: Dieser Beitrag entstand in freundlicher Zusammenarbeit mit Leipzig Tourismus und Marketing GmbH. Der Inhalt entspricht wie immer meiner persönlichen Wahrnehmung und ist unbeeinflusst.