
Zuletzt aktualisiert am 8. April 2023 um 16:01
Die Zeit vergeht so schnell. Mit diesem Satz könnte ich eigentlich jeden Blogbeitrag rund um Reisen beginnen. Ich versuche immer sehr zeitnah nach meiner Rückkehr meine Erlebnisse nieder zu schreiben, damit noch alles möglichst frisch im Gedächtnis ist.
Nun ist ein Monat vergangen, seit ich mich nach meiner Thailand Reise unmittelbar auf den Weg von Wien nach Ostrava gemacht hatte. Von meinem ersten Open Air Festival meines Lebens, den Colours of Ostrava habe ich ja schon erzählt. Aber die Tage in Mähren und Tschechisch-Schlesien waren auch sehr von Kultur geprägt.
Ostrava kennt man auch unter Ostrau
Ich muss gestehen, als Anfang des Jahres die Einladung nach Ostrau, so die deutsche Bezeichnung von Ostrava, in meiner Mailbox landete, hatte ich kaum eine Vorstellung zu dieser Region. Natürlich hatte ich mich vor meiner Reise ein wenig eingelesen und historische Fakten überflogen, um einen kleinen Überblick zu gewinnen. Eigentlich habe ich mir schone lange angewöhnt, mich nicht im Vorhinein mit vielen Infos vollzustopfen, wenn ich auf Reisen gehe, sondern lieber im Nachhinein nachzulesen. Somit war mein Wissen nicht überragend groß.
Ostrava hat rund 300000 Einwohner
Umso größer dann mein Erstaunen vor Ort. Ostrava hatte ich mir wesentlich kleiner erwartet und war dann sehr überrascht, dass die Stadt fast 300000 Einwohner hat. Bis zum zweiten Weltkrieg gab es auch einen wesentlichen Anteil an deutscher, respektive österreichischer Bevölkerung, weil es zu den österreichischen Kronländern gehörte. Geschichtlich könnte ich hier nun seitenlange Abhandlungen erzählen, doch denke ich, wer sich dafür intensiver interessiert, wird fundierteres Wissen als meines finden. Jedenfalls ist auch heute noch vieles aus dieser Zeit spürbar. Nicht nur in Ostrau, sondern auch in den anderen Städten, die wir besuchten, wie etwa Opava, vormals Troppau.
Industrie in Ostrava
Interessant fand ich den Umstand, dass in Ostrava schon früh die Industrialisierung eingezogen ist. So wurde 1827 die Rudolfs Eisenhütte, die dann später Witkowitzer Eisenhütte umbenannt wurde, gegründet. Dort findet übrigens heutzutage das Festival statt. Ostrava wurde somit zu einem Zentrum der Stahlindustrie. Noch heute prägen die Industrie-Denkmäler das Stadtbild. 1994 endete der Steinkohleabbau und 1998 wurde der letzte Hochofen geschlossen. Die negative Seite war dabei die große Umweltbelastung, die sich erst in den letzten Jahren verbesserte.
Schöner Stadtkern
Heute versucht man durch zahlreiche kulturelle Veranstaltungen zu punkten. Auch der Tourismus spielt inzwischen eine Rolle, wobei man auf viele Besucher aus Polen stößt.
Die Altstadt von Ostrau hat einen charmanten Stadtkern, der in den letzten Jahren sukzessive renoviert wird. Vom ehemaligen Ostblock Flair ist nur mehr wenig vorhanden. An manchen Orten trifft man noch an sozialistische Erinnerungen, das hält sich aber in Grenzen.
Opava, ehemals Troppau
Ein Tagesausflug hat uns nach Opava, Troppau, gebracht. Hier ist mir besonders das Rathaus mit seinem imposanten Turm in Erinnerung. Den haben wir auch bestiegen. Ich gestehe, dass ich zwar ganz oben aus einem der Fenster geschaut habe, aber ein Rundgang auf dem 50 cm breiten Sims war mir schlicht nicht möglich. Auch sehr sehenswert ist die Kontaktkathedrale Mariä Himmelfahrt, deren Entstehung in die Gotik zurückreicht.
Stadttheater ohne Unterbrechung
Es gibt in Opava tatsächlich ein Theater, das seit seinem Bestehen niemals seinen Betrieb unterbrochen hat. Lediglich die Fassade wurde den jeweiligen politischen Systemen angepasst. Opava nahm sich übrigens Wien als großes Vorbild. So versuchte man die Ringstraße nachzubauen. Das Ansinnen blieb aber in der Anfangsphase stecken. Alleen und Parkanlagen erinnern aber daran.
Novy Nový Jičín, Neu Titschein
Einen weiteren Vormittag, der leider sehr verregnet war, hat uns in den Ort Nový Jičín gebracht. Noch nie gehört? Ich zumindest bis dahin nicht. Dabei verstarb dort der große österreichische Feldmarschall Laudon, dem wir Österreicher unter anderem den Fluch Fix Laudon! zu verdanken haben. Sehr hübsch ist dort das historische Stadtzentrum, in dem man nicht nur das Laudon Museum findet, sondern auch ein Hutmuseum, den Neu Titschein war bekannt für seine Hutfabrikationen.
Mein Fazit: Diese drei Orte kann ich auf alle Fälle für Reisende, die nach Mähren und Schlesien unterwegs sind, sehr empfehlen. Wer historisch zugänglich ist und sich besonders für die Geschichte der Kronländer und auch die jüdische Vergangenheit dieser Region interessiert ist, der wird hier fündig.
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Udo
August 28, 2017Hallo Claudia,
interessantes Reiseziel und toller Beitrag darüber. Wenn wir nicht sportlich unterwegs sind, mache ich gerne solche Touren, die geschichtlich interessant sind (und meistens kommen da ja auch ein paar Kilometer auf den Schrittzähler :-)). In Tschechien war ich noch nie, dabei würde es sich ja schon fast für einen Roadtrip anbieten, bei den zahlreichen spannenden Spots, die es dort zu erkunden gibt.
Viele Grüße
Udo
Daniela
August 28, 2017Diese drei Orte habe ich tatsächlich noch nie gehört. Und ich finde, solche Orte sind manchmal viel spannender wie die bekannten und daher sehr überlaufenen Orte. Also ein toller Tipp für diese Region, wie ich finde. Dankeschön für diesen Tipp.
LG Daniela
Claudia Braunstein
September 5, 2017Hallo Daniela, ich habe gerade in den letzten beiden Jahren zahlreiche Einladungen an Orte bekommen, die ich nicht unbedingt am Radar hatte und war immer sehr begeistert. Liebe Grüße, Claudia
Anita
September 4, 2017Hallo Claudia! Also nicht nur das Reisen bildet, sondern auch das Lesen von Beiträgen von Reisebloggern 😉 Ich habe auch noch nie etwas von Ostrava oder den anderen Orten gehört, bin aber absolut begeistert von deinen Fotos und Erzählungen.
Das muss wirklich eine besonders interessante Ecke in Europa sein. Danke für diesen Geheimtipp! GLG Anita
Claudia Braunstein
September 5, 2017Hallo Anita, um ehrlich zu sein, ich hatte Ostrau und das Umland auch nicht so wirklich auf meiner Bucket-List. Bin aber sehr begeistert zurück gekommen. Ich könnte mir durchaus vorstellen, dort nochmals hinzufahren. Liebe Grüße, Claudia
Nina
September 5, 2017Hallo Claudia,
den „Ostblock“ haben wir auch noch gar nicht so auf dem Radar, aber Ostrava scheint ja echt sehenwert zu sein.
Wir sind ja immer für Reiseziele abseits der großen Touristenströme zu haben, deshalb wird die ganze Region wohl zumindest mittelfristig auf der Agenda landen…
Viele Grüße und weiter so,
Nina
Ahmed Hassan
Mai 10, 2020Ein sehr schöner Beitrag. Vielen herzlichen Dank.