Zuletzt aktualisiert am 7. Januar 2023 um 20:59
Seit knapp zwei Wochen bin ich nun im Burgenland auf Reha. Warum und wo und weshalb, das werde ich hier bald erzählen. Es gibt genug Freizeit, besonders am Wochenende und die nutze ich gerne um kleine Ausflüge in die Umgebung zu machen. Mein Reha-Ort befindet sich an der Bahnstrecke Wiener Neustadt- Sopron und so lag es auf der Hand endlich einmal über die imaginäre Grenze nach Ungarn zu fahren, zumal die Zugfahrt nicht einmal eine halbe Stunde dauert. Natürlich hatte ich mich kurz in den Weiten des Netzes ein wenig eingelesen, um nicht völlig verloren bei der Ankunft am Bahnhof zu stehen.
Der Ausflugstag war der erste und bisher einzige Tag seit ich im Burgenland bin, an dem es leicht regnete. So war die Stimmung in der Grenzstadt sehr novemberlich und wolkenverhangen. Wie meistens rund um den Bahnhof, ist auch die Gegend in Sopron dort nicht sehr ansprechend. Schon der Bahnhof hat mich sehr enttäuscht, denn ich hatte mir eigentlich ein verspieltes Gebäude aus der Kaiserzeit erwartet, stattdessen fühlt man sich ein wenig im ehemaligen Ostblock angekommen.
So wanderte ich an diesem Samstagnachmittag eine breite Straße entlang, von der ich vermutetet, dass sie mich in das Stadtzentrum führen würde. Tatsächlich erreichte ich bald eine Art Boulevard, der wie eine Einkaufstraße anmutete. Sehr erstaunlich war der Umstand, dass die Geschäfte um 14 Uhr alle geschlossen waren, dafür aber der gesamte Straßenverlauf von unzähligen Arbeitern bevölkert war, die mit einer neuen Pflasterung beschäftigt waren.
Barocke Altstadt
Vom barocken Stadtkern war jedoch nichts zu sehen. Beinahe wollte ich mich wieder auf den Weg Richtung Bahnhof und dem Burgenland machen, als mir ein Turm ins Auge stach. Türme sind so wie Kirchtürme oft ein Hinweis auf die Ortsmitte. So setzte ich meinen kleinen Fußmarsch in Richtung dieses Bauwerkes fort und siehe da, ich gelangte zum Feuerturm, eine der Sehenswürdigkeiten der Stadt und diese liegt mitten im barocken Altstadtkern unmittelbar neben dem Hauptplatz. Dort befinden sich das alte und das neuen Rathaus, die Geißkirche und eine Dreifaltigkeitssäule. Von dort weg gehen viele kleine Straßen und Wege, so bin ich unter anderem an der Stadtmauer entlang gewandert, auf der Suche nach der Alten Synagoge, die ich jedoch nicht gefunden habe.
SOPRON WAR EINST ÖDENBURG
Mein letzter Weg, bevor ich wieder Richtung Bahnhof wanderte führte mich zur neuen Synagoge, die außerhalb des Stadtkerns an der Pfarrwiese liegt und die seit vielen Jahren nicht mehr in Betrieb ist, da es seit den späten 1950er Jahren keine jüdische Gemeinde mehr in Sopron gibt.
Mein Resümee über Ödenburg, so die deutsche Bezeichnung für Sopron, das nach dem ersten Weltkrieg Landeshauptstadt des Burgenlandes werden sollte, bevor sich die Bevölkerung für die Zugehörigkeit zu Ungarn entschied: Ich bin froh, dass ich nach den ersten ernüchternden Eindrücken doch noch weiter gezogen bin und den schönen Stadtkern so ganz ohne Plan entdeckt habe. Schade, dass ich so wenig Zeit hatte, es hätte nämlich an jeder Ecke Ganslleber gegeben, die ich so sehr liebe. Man merkt, dass Zahnärzte in Ungarn wesentlich günstiger als in Österreich sind, denn die Dentalpraxen reihen sich dort aneinander. Sopron erinnert an manchen Plätzen an die Zeiten des Ostblocks. Leider sieht man überall Häuser die dem Verfall preisgegeben sind, und das auch mitten in der historischen Altstadt. Trotzdem würde ich gerne meinen Besuch wiederholen, denn es gäbe noch sehr viel zu entdecken und vor allem hatte ich keine Gelegenheit ein Lokal zu besuchen.