Zuletzt aktualisiert am 7. Januar 2023 um 19:12
Ich war in Oberschwaben. Das ist eine Region, von der niemand genau sagen kann, wo sie anfängt und wo sie endet. Jedenfalls liegt das Gebiet teils im Süden von Baden-Würtemberg und teils in Bayern und erstreckt sich bis an den Bodensee. Irgendwie könnte man das Salzkammergut als Vergleich hernehmen, da sind die Grenzen auch nur sehr schwammig gezogen. Und die Ähnlichkeit ist nicht ganz von der Hand zu weisen. Die Habsburger waren da und dort und der Barock spielt jeweils eine große Rolle. Vor allem in meiner Heimat Salzburg begegnet man dieser Stilrichtung auf Schritt und Tritt. Der Barock ist in Salzburg schon sehr früh eingezogen, während in Oberschwaben die meiste Bautätigkeit im Spätbarock im Übergang zum Rokoko stattfand.
750 Kilometer ist die Oberschwäbische Barockstraße lang
Ganze 750 km ist die Oberschwäbische Barockstraße lang. 58 Kleinode, die man besuchen und besichtigen kann, liegen entlang der Route. Ich durfte in Bad Waldsee starten, wo ich auch drei Nächte verbracht habe. Mein erster Anlaufpunkt und sozusagen gleich ein absoluter Höhepunkt, war der Besuch eines klassischen Konzertes in der Barockkirche St. Katharina in Wolfegg. Auf Schloss Wolfegg, zu dem die ehemalige Stiftskirche gehört, leben heute noch die Nachkommen der Fürsten von Waldburg-Wolfegg und Waldsee, die auch tatsächlich von der Bevölkerung nach wie vor auch so betitelt werden. Zumindest der Fürstin wurde ich ansichtig, denn sie lauschte in der Fürstenloge den Klängen von Verdi und Cherubini.
Bauernhausmuseum in Wolfegg
Tags darauf machten wir einen weiteren Abstecher nach Wolfegg. Der Ort ist nicht nur als Kurort und durch die große Schlossanlage bekannt, sondern auch wegen des Bauernhausmuseums. Ein Museum das lebt! so lautet der Leitsatz des weitläufigen Areales, das zahlreiche alte Bauernhäuser aus der Umgebung beherbergt, die abtragen wurden und originalgetreu an einem neuen Ort wieder errichtet wurden. In den Häusern wird bäuerliches Leben aus vergangenen Zeiten nachgestellt, dort finden auch Veranstaltungen und unter anderem Koch-Workshops statt. Zudem gibt es noch eine große Halle die im Moment eine Ausstellung zu den sogenannten Schwabenkindern zeigt.
Loretokapelle
Ein weitere Anziehungspunkt in der nahen Umgebung von Wolfegg ist die Loretokapelle am südlichen Ortsrand. Die erreicht man zu Fuß über einen leicht ansteigenden Kreuzweg. Seit 300 Jahren wird dort täglich der Rosenkranz unter dem Antlitz einer schwarzen Madonna gebetet. Auch heute noch, denn an der Rückseite der Kapelle befindet sich ein Wohnhaus, das einem Einsiedler Wohnmöglichkeit bietet. Besonders hat mich dort der Blick über das ganze Land beeindruckt. Von einer kleinen , schattigen Bank kann man weit über Felder und Wiesen schauen. Ein richtiger Ort zum Verweilen.
Wer mehr von meinem Ausflug ins Himmelreich des Barocks erfahren will, der sollte unbedingt die nächsten Tage wieder vorbeischauen.
Vom 11. bis zum 18. August findet in der Region die Barockwoche statt.
Ich bedanke mich für die wunderbare Einladung. Der Inhalt dieses Beitrages entspricht wie immer meiner persönlichen Wahrnehmung und Meinung und ist unbeinflusst.