Zuletzt aktualisiert am 7. Januar 2023 um 19:12

Potsdam hat mich bewegt. In jeder Hinsicht, auch körperlich. Ich schicke voraus, dass ich eine Einladung wieder einmal nicht ganz genau durchgelesen hatte und erst vor Ort feststellte, dass ein Tag Rad fahrend absolviert werden sollte. Ich bin seit meiner Krebsdiagnose vor bald acht Jahren bis auf ein einziges Mal nicht mehr Fahrrad gefahren, dabei war ich früher begeisterte Mountainbikerin. Diese Tatsache weckte eine gewisse Unruhe in mir, so dass ich am Morgen einen ordentlichen Schwindel verspürte. Das ist oft ein untrügliches Zeichen, dass ich von irgendetwas Abstand nehmen sollte. Letztlich hat mich vor allem unser Fahrrad Guide mit viel Umsicht dazu überredet, doch wenigstens einen Versuch zu starten. Mit Kreislauftropfen und Traubenzuucker war das Übel schnell beseitigt und so bin ich wirklich dankbar, dass ich diesen wunderbaren Tag am Fahrrad genießen konnte.

Grünes Fahrrad
Am heiligen See Potsdam

Potsdam ist Zeitgeschichte pur, DDR hautnah

Ganz so fröhlich war der Tag nicht, weil ein Teil davon aus der Konfrontation mit deutscher Geschichte bestand. Genau genommen haben wir mehrere Gedenkstätten und Orte besucht, die an die Geschichte Deutschlands in den letzten 100 Jahren erinnern. Dazu zählten zwei Gefängnisse aus der Zeit nach dem 2. Weltkrieg, wobei das Untersuchungsgefängnis in der Lindenstraße schon in der Weimarer Republik und unter den Nazis verwendet wurde. Diese beiden Gebäude haben mir wieder sehr vor Augen geführt, dass die Teilung Deutschlands noch nicht so ewig lange vorbei ist. Ich bin ja bereits erwachsen gewesen, als 1989 das Ende der DDR eingeläutet wurde und kann mich auch als Österreicherin noch an die Zeit davor erinnern. Das wurde an diesen Tag sehr bewusst, weil wir auch noch die Glienicker Brücke besuchten, die ja in den 80er Jahren als Ort für Agentenaustausche bekannt war. Ich erinnere mich tatsächlich, dass ich diese Szenarien damals im Fernsehen mitverfolgt habe.

Untersuchungsgefängnis Leistikowstraße
Gliniecker Brücke Potsdam
Gedenkstätte Lindenstraße
Gedenkstätte Lindenstraße Potsdam

Schloss Cecilienhof und die Neuordnung Deutschlands

Ein anderer historisch wichtiger Ort auf unserer Rundfahrt war Schloss Cecilienhof, dort fand die im Sommer 1945 die Potsdamer Konferenz statt, die die nächsten Jahre in Europa besiegeln sollte. Unter anderem trafen der amerikanische Präsident Harry Truman und der russische Präsidenten des Rates der Volkskommissare Josef Stalin aufeinander. Heute ist das Schloss ein beliebtes Ausflugsziel und wird hoffentlich bald wieder einen Hotelbetrieb beherbergen.

Schloss Cecilienhof
Am Junfernsee
Segelschiff am Jungfernsee

Nach Sarcow und zurück mit dem Wassertaxi

Von dort aus strampelten wir dann entlang des Sees bis auf die andere Seite nach Sarcow. dort erwartete uns die Heilandskirche, ein Bauwerk im italienischen Stil, mit freistehendem Kirchturm, das nach den Skizzen von König Friedrich Wilhelm IV. durch Baumeister Ludwig Persius erbaut wurde.
Nur wenige hundert Meter entfernt gelangt man zur Anlegestelle des Potsdamer Wassertaxis, das uns samt unserer Räder zurück zum Schloss Cecilienhof brachte. Genaugenommen legt man bei der dortigen Meierei an, die heute einen Gastwirtschaft beherbergt. Das war auch ein guter Grund, um dort einzukehren.

Heilandskirche Sarcow
Heilandskirche Sarcow
Heilandskirche Sarcow
Wassertaxi Potsdam
Meierei Cecilienhof

Glienicker Brücke

Retour in die Stadt, ging es dann über die bereits erwähnte Glienicker Brücke mit ihren Kolonnaden, die irgendwie so fremd in der Gegend herumstellen. Übrigens ist die Brücke auch heute noch in zwei verschiedenen Grüntönen gestrichen, weil zwar vor der Wiedervereinigung eine Farbmarke verwendet wurde, aber zwei verschieden Farbnummern. Von da aus kann man auch einen Blick auf Schloss Babelsberg erhaschen. Interessant fand ich auch die Villa Schöningen, die wie so viele Gebäude in Potsdam von König Friedrich Wilhelm IV in Auftrag geben wurde und heute als Museum dient.

Kolonnaden Gliniecker Brücke
Blick auf Schloss Babelsberg
Villa Schöningen

Das wiedererbaute Museum Barberini

Nach dem sehr bedrückenden Besuch in der Gedenkstätte Lindenstraße, zu DDR Zeiten auch als Lindenhotel bekannt, haben wir die Tagestour im Museum Barberini ausklingen lassen. Dieser Bau entstand ursprünglich als Kopie des Originals in Rom schon im späteren 18. Jahrhundert, wurde dann von 1847-51 erweitert und schließlich 1945 zerstört. Erst ab 2013 wurde der Bau durch den deutschen Mäzen Hasso Plattner wieder errichtet. Dieser stiftete auch einen großen Teil der Fassade des daneben liegenden Potsdamer Stadtschlosses.

Das Museum Barberini ist mit Moment Ausstellungsfläche einer großartigen Picasso Ausstellung und ab Sommer spielt Italien in Potsdam eine große Rolle, in Form von:

Wege des Barock. Die Nationalgalerien Barberini Corsini in Rom

Würde ich heuer nicht ohnedies nach Rom fahren, dann wäre eine neuerliche Reise nach Potsdam angesagt. Die ist jedoch auch nicht gänzlich ausgeschlossen, weil es einfach noch so viel zu sehen gäbe.

Museum Barberini
Museum Barberini
Museum Barberini Skulptur Jahrhundertschritt
Museum Barberini
Info für die werte Leserschaft

Potsdam

Gedenk- und Begegnungsstätte Leistikowstraße Potsdam

Gedenkstätte Lindenstraße

Glienicker Brücke

Schloss Cecilienhof

Heilandskirche in Sarcow

Villa Schöningen

Museum Barberini

Dieser Beitrag entstand mit der freundlichen Unterstützung durch Potsdam Tourismus. Der Inhalt entspricht wie immer meiner eigenen Meinung und Wahrnehmung