Zuletzt aktualisiert am 7. Januar 2023 um 19:15
Es ist schon Tradition, dass ich einmal im Jahr mit dem Salzburger Tourismus Unternehmen Panoramatours einen Ausflug mache. Panoramatours ist vor allem bekannt für die Sound of Music Tour rund um den Hollywoodfilm über die singende Familie Trapp. Ich war auch schon in Hallstatt, am Königsee und am Wolfgangsee mit einem Bus, vollgefüllt mit Touristen, unterwegs. Es ist durchaus sehr interessant welches Bild meiner Heimat auf diesen Touren vermittelt wird.
Mit Panoramatours zum Kehlsteinhaus
Das Kehlsteinhaus, auch Eagles Nest genannt, hoch über Berchtesgaden, stand schon länger auf meinem Plan. Letzte Woche habe ich sehr kurzfristig angefragt und prompt zwei Tickets für das Berghaus am Kehlstein erhalten. Samstag zeitig am Vormittag sass ich dann mit meiner Mama bereits im Bus Richtung Bayern, als nach wenigen Minuten die Nachricht kam, der Aufzug hinauf zum Berghaus wäre defekt und somit die Tour nicht durchführbar. Man muss dazu sagen, dass man die letzte Strecke von der Busbergstation zum Gasthaus auch zu Fuß gehen könnte, aber ich vermute, dass ist zeitlich zu knapp bemessen.
Somit verlegte sich mein Ausflug auf Sonntag. Da hatte meine Mama leider keine Zeit, aber das Wetter war um Klassen besser, um nicht zu sagen, fast unverschämt, weil es nämlich wolkenlos war, was eine unglaubliche Fernsicht ermöglichte.
Eine gute halbe Stunde benötigt man von Salzburg aus, um zum Busterminal am Obersalzberg zu gelangen. Dort wechselt man dann in Spezialbusse, die eigens für die steile und kehrenreiche Straße gebaut wurden. 20 Minuten später, nach einer Fahrt, die Ausblick auf das Tal und die Berchtesgadener Bergwelt gewährt, erreicht man einen großen Parkplatz, von wo aus man durch einen langen Tunnel Richtung Aufzug zum Kehlsteinhaus geht.
Historisch belasteter Ort
Und spätestens hier wird die wohl unseligste Zeit in Europa des letzten Jahrhunderts, wenn nicht Jahrtausends präsent. Der Obersalzberg war unter der Naziherrschaft ein Sperrgebiet und Hitler verbrachte während seiner Wahnsinnsherrschaft gut vier Jahre im zweiten Regierungssitz am Berghof. Während der Berghof, so wie viele andere Gebäude im Führersperrgebiet Obersalzberg mit Kriegsende zerstört und in den 50er Jahren endgültig abgetragen wurden, blieb das Kehlsteinhaus unversehrt. Es gibt dazu mehrere Theorien. Zum einen vermutet man, dass das Ziel für eine genaue Bombardierung zu klein war, zum anderen hört man, die Amerikaner hätten es bewusst verschont, um es nach Kriegsende selber zu nutzen.
In nur 13 Monaten erbaut
Heute zeigt sich das Haus beinahe im Urzustand, lediglich die Inneneinrichtung im Gastbereich, Sanitäranlagen und die Küche wurden modernisiert.
Das Kehlsteinhaus wurde in Rekordzeit in nur 13 Monaten zwischen 1937 und 1938 erbaut. Die Legende sagt, es sollte ein Geschenk zu Hitlers 50. Geburtstag sein, was aber offenbar nicht den Tatsachen entspricht. Es diente als Gästehaus und gesellschaftlicher Treffpunkt. So mancher Staatsgast durfte den atemberaubenden Blick auf die Bergwelt genießen. Die Schwester von Eva Braun feierte dort ihre Hochzeit. Lediglich Hitler selbst war nur rund 10 Mal im Haus, denn er litt unter Platz- und Höhenangst. So musste der Aufzug mit Messing ausgekleidet werden, um größer zu wirken. Es durften mit dem Diktator auch nur fünf weitere Fahrgäste mitfahren, obwohl der Lift für gut 40 Personen konzipiert ist.
Unangenehm berührt
Ich bin in den sechziger Jahren in der Gegend aufgewachsen. Mein Heimatort Hallein ist nicht allzu weit von Berchtesgaden entfernt und über den Dürnberg oder das Rossfeld erreichbar. Damals war diese unselige Zeit immer noch präsent, bei manchen Menschen mit viel Wehmut wegen des Verlustes ihres Lebensbild verbunden. Ich habe deshalb bei meinem Besuch des Kehlsteinhauses nicht nur wohlige Gefühle entwickelt. In manchen Ecken kroch die Vergangenheit förmlich aus den Ritzen. Im großen Aufenthaltsraum, heute ein Gastzimmer, ist ein schwerer Kamin zu besichtigen, ein Geschenk Mussolinis. Ein Zimmer weiter wird man wohl mit dem großartigsten Blick zu Watzmann, Jenner und runter zum Königsee überrascht. Trotzdem strahlt der holzgetäfelte Raum sehr viel Gestriges aus und man möchte ihn möglichst schnell verlassen.
Dann erreicht man die Kollonaden, in denen einige Schautafeln die Vergangenheit erklären. Ob dieses Aufklärungsarbeit bei allen Besuchern so ankommt, wie man es sich erwartet, das sei dahingestellt. Bei manchen vermutet man, dass sie das Kelhsteinhaus eher als Pilgerstätte ihrer kruden Geschichtsbetrachungen sehen. Man kann eben nicht oft und ausgiebig genug auf die Greueltaten des dritten Reiches hinweisen. Gerade in Zeiten wie diesen.
Sonnenterrasse mit einem unglaublichen Weitblick
Dann geht es weiter hinaus auf die Sonnenterrasse. Von dort kann man noch einen kleinen Spaziergang bis zum Gipfelkreuz wagen. Dazu benötigt man vermutlich keine 15 Minuten. Ich bin nicht hinaufspaziert, weil ich einfach von der ersten Plattform so eine großartige Aussicht genoss, dass ich aus dem Schauen nicht herauskam. Bis nach Salzburg und weit in den Flachgau hinaus, zum Hohen Göll und hinunter zum Rossfeld. Meine Großeltern hätte ich mir in diesen Augenblicken gewünscht, die kannten alle Berggipfel, ich bringe es vielleicht auf ganze 15, immer noch genug um amerikanische und englische Touristen damit zu beeindrucken.
Kurzer Stop in Berchtesgaden
Eine Stunde hat man dort oben Zeit. Man kann sich im Gasthaus niederlassen, den Gipfel erklimmen oder einfach nur schauen. Dann mahnt Guide Walter zum Aufbruch und schon geht es wieder retour zum Bus, weiter zum Parkplatz beim Dokumentationszentrum und nach dem Umstieg in den Panoramtourbus noch zu einer kleinen Sightseeingtour nach Berchtesgaden. Picturesque, jauchzte mein englischer Sitznachbar, und ja, damit hat er recht. Berchtesgaden ist irgendwie ein wenig aus der Zeit gefallen.
Ich war, wie beim letzten Besuch, wieder am Friedhof. Dieses Mal stachen mir die Erinnerungstafeln der jungen Gefallenen in der Friedhofsmauer ins Auge. Sie schauen alle hinauf auf den Obersalzberg und zum Kehlsteinhaus und wirken wie eine Mahnung.
Trotz dieser historischen Belastung, so habe ich ins Auge gefasst, wieder einmal hinauf auf den Kehlstein zu fahren. Und wieder mit Panoramatours, weil man sich weder um Tickets für den Aufzug noch den Bus kümmern muss. Außerdem fand ich die Ausführungen von unserem Tourguide Walter sehr aufschlussreich für Menschen, die weder die Geschichte, noch die Gegend kennen.
Die Zufahrt hinauf auf den Kehlstein ist mit Privatfahrzeugen nicht möglich. Hinauf wandern wäre noch eine Option.
Der Beitrag entstand mit freundlicher Unterstützung von Panoramatours. Der Inhalt entspricht wie immer ganz meiner persönlichen Meinung .