Zuletzt aktualisiert am 7. Januar 2023 um 21:00

Ab der zweiten Julihälfte bis Ende August liegt Salzburg jedes Jahr im Festspielfieber. 192 Aufführungen an verschieden Orten und in verschiedenen Kategorien, wie Oper, Schauspiel oder Konzert wird es heuer geben. Bespielt wird nicht nur das große Festspielhaus, das Haus für Mozart oder das Landestheater. Auch die Pernerinsel in Hallein wird seit Jahren zur Bühne und wohl eine der bekanntesten Spielstätten ist der Platz vor dem Dom, auf dem jährlich Jedermann öffentlich verstirbt.

Tribüne Domplatz

Jedermannbühne Domplatz

Generalproben und Füllkarten

Ein Teil der Salzburger hat so gar keinen Bezug zu diesem kulturellen Ereignis, teils weil das Interesse fehlt, teils weil es für manche an den Kosten der Karten scheitern dürfte. Das halte ich persönlich jedoch für eine eher magere Ausrede. Denn es gibt eine große Anzahl an leistbaren Aufführungen. Man kann auch Generalproben besuchen oder mit Glück Füllkarten ergattern, die einem oft ganz exzellente Plätze bescheren. Dann gibt es immer noch die Möglichkeit am Kapitelplatz unter freiem Himmel Live-Übertragungen oder Aufzeichnungen großer Aufführungen bei den Siemens Festspiel Nächten, die heuer ihr 15 Jahr Jubiläum feiern, zu genießen. Dort gehe ich wirklich gerne hin, nicht wegen der Gratisplätze, sondern wegen des besonderen Flairs und auch der Möglichkeit einfach aufzustehen, wenn man mit dem Dargebotenen so gar nicht zufrieden ist.

Eingang Stiftskeller St.Peter

Stiftskeller St. Peter

St.Peter Stiftskeller

ST. PETER STIFTSKELLER

Und was gehört zu einem gelungenen Festspielabend, neben einem schönen Abendkleid? Richtig erraten, ein gutes Essen in einem besonderen Rahmen. Es gibt eine große Auswahl an derartigen Lokalen in Salzburg. Und dazu zählt für mich der St. Peter Stiftskeller im altehrwürdigen Sankt Peter Bezirk. Der Stiftskeller ist das älteste benannte Restaurant in Europa. Seit 803 werden dort nachweislich Gäste bewirtet. Das Haus beherbergt mehrere Gasträume und dient sehr oft auch als Location für große Feste. Da werden nicht nur Sponsionen, Hochzeiten oder Geburtstage im großen Rahmen veranstaltet, da feiert auch Karl Lagerfeld oder Anna Netrebko. Die beiden habe ich bei meinem letzten Besuch nicht getroffen, dafür die charmante Hausherrin, Veronika Kirchmair, die mir über zwei Stunden Gesellschaft geleistet hat.

An dieser Stelle, ein herzliches Danke für die kurzweilige Unterhaltung. Ich interessiere mich ja nicht nur für das was mir für meine besonderen Bedürfnisse serviert wird, sondern ich finde immer Geschichten über Lokale und ihre Betreiber sehr spannend. Da erfährt man mitunter witzige Begebenheiten und auch manchmal weniger lustige Erfahrungen mit Gästen. Im Gespräch mit Frau Kirchmair war vor allem eines spürbar, eine ganz große Leidenschaft für ihren Beruf als Gastgeberin. Dazu gehört auch ein besonders schönes Ambiente für die Gäste zu schaffen. Und das ist im St. Peter Stiftskeller einfach grandios. Das Haus wird immer passend zur Saison herausgeputzt und die Handschrift der Hausherrin ist unverkennbar. Jetzt im Sommer lädt natürlich der fantastische Innenhof zum Verweilen ein. Dort sitzt man auch geschützt, falls das Wetter einmal nicht mitspielt.

Gedeck St. Peter

Beef Tartar St. Peter

Kalte Gemüse Suppe St. Peter

Jakobsmuscheln mit Avocadocreme St.Peter

Zweierlei von der Gänseleber St. Peter

Creme Brûlee St Peter Stiftskeller

FESTSPIELMENÜ IM STIFTSKELLER

Für mich ist es ja nicht so einfach von einer Menükarte zu bestellen, da ich eine eingeschränkte Kau- und Schluckfunktion mein Eigen nenne. Umso schöner, dass es im Stiftskeller eine große Auswahl an Gerichten auch für meine Bedürfnisse gibt, die ich von der Karte wählen konnte. Einzige Einschränkung, die Größe der Portionen wurden extra für mich klein gehalten. Mein wunderbares Menü begann mit einem gehackten Tartar. Sehr erfreulich, dass  viele Köche dazu übergehen, Tartar nicht zu faschieren sondern zu hacken. Dann ging es weiter mit einer bekömmlichen, kalten Gemüsesuppe, die ein wenig Schärfe in sich barg. Als Zwischengericht folgte eine Jakobsmuschel, kurz gebraten und deshalb so schön weich, auf Avocado-Mousse. Zur Hauptspeise wählte ich ein Zweierlei von der Gänseleber, das dekorativ in einer kleinen Bowl serviert wurde. Zart und weich auch in diesem Fall und somit für mich gut geeignet. Als Dessert wurde dann ganz klassisch eine Creme Brûlée mit Eis von der Schafsmilch serviert. Ein perfekter Abschluss. Für Gäste ohne Einschränkungen werden auf der Karte viele Klassiker geboten, vom Wiener Schnitzel bis zum Salzburger Nockerl. Doch auch die restliche Auswahl lässt keine Wünsche offen.

Mein Jedermann Lisa Grabner St. Peter Stiftskeller

Lisa Grabner Mein Jedermann

Innenhof Stiftskeller

MEIN JEDERMANN-ZYKLUS VON LISA GRABNER

Was mir noch ganz besonders ins Auge gestochen ist, ist eine Bilder-Ausstellung im Innenhof der Künstlerin Lisa Grabner, die gemeinsam mit Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung aus der Lebenshilfe Salzburg einen Zyklus unter der Bezeichnung Jedermann geschaffen hat. Diese Kunstwerke werden am 18. August im Rahmen einer Auktion versteigert. Als Ehrengast wird der Jedermann-Darsteller Cornelius Obonya erwartet.

Innenhof St.Peter

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