Zuletzt aktualisiert am 7. Januar 2023 um 20:58

Liebe Leserschaft, nicht nur ich verreise gerne, sondern auch meine Eltern. Seit vielen Jahren verbringen sie einen längeren Zeitraum im Winter in der Sonne. Über mehrere Jahre war Tobago die Winterresidenz. Auch längere Reisen standen immer schon am Programm, nach Thailand, auf die Malediven, Sansibar, Südamerika, Australien, Philippinen, um nur einige Ziele zu nennen. Nun hat es sie nach einer längeren Pause wieder nach Indien verschlagen. Das zweite Mal in den Bundesstaat Kerala, nachdem sie davor in Goa ihre Zelte aufgeschlagen hatten. Ich stehe mit meinen Eltern ständig in Kontakt, wir telefonieren mehrmals wöchentlich oder meine Mama beglückt mich mit Auszügen aus ihren Tagebuchaufzeichnungen. Mit ihrer ausdrücklichen Erlaubnis darf ich heute den folgenden Bericht im Original wiedergeben.

bus mittel-neu

bus alt

busreisetagbericht:

abmarsch 7.30, nach 1 km umsteigen auf tuctuc, dann umsteigen in den
sehr angenehmen airconbus nach trivandrum. nach 1.1/2 stunden fahrt
landung im stadtzentrum. mir sind auf der fahrt schon wieder die augen
herausgefallen. bunt die menschen, bunt die orte, von der buntheit der
tempel, moscheen und kirchen und häuser gar nicht zu reden. verwirrende
beobachtungen – ein elefant wartet bei einer bushaltestelle – wie kommt
der in den bus??? krautundrübenverkehr, reifen quietschen, hupen hupen,
laster dröhnen und busse, busse, busse. zwischendurch ist gemütliches
frühstücken an der stinkenden straße, geschäfteröffnen oder einfach
plaudern angesagt. hier die schicken, tollen glänzenden geschäfte, da
die schiefen bruchbuden und der bauer, der seine paar zwiebel und gurken
– oder was er sonst hat – im staub ausbreitet. so viel und schnell kann
man gar nicht schaun.

to pfe

tempel

trivandrum ist ziemlich groß, aber nicht monströs. wir steigen im
historischen – sprich englischen stadtkern aus – die hitze knallt uns
nieder. ein wenig herumschleichen und dann schnell in ein tuctuc zum
herrlichen, großen, 260 jahre alten shri-padmanabhaswarmy-tempel mit
seinem prachtvollen 30m hohen torturm. im jahr 2011 wurde im keller
dieses tempels ein goldschatz im wert von 15 milliarden!!! € gefunden.
rund um den tempel ist reges hindutreiben, wir ungläubigen dürfen
natürlich nicht hinein. draußen ist ein bazaar von riesigen ausmaßen.
hier kannst du alles kaufen, aber es ist vieeeel zu heiß.

moschee

blautempel

wir steigen wieder in ein tuctuc und fahren durch wunderbare alte alleen nach
kovalam. das ist das touristische strandherzstück keralas, eigentlich
sehr nett gelegen, aber touristisch wie saalbach und russenverdorben –
die russen sind nur spärlich vorhanden, weil auch kein russengeld
vorhande. wir spielen touristen, sind glücklich, dass wir in varkala
hausen und sind über die russenverdorbenen preise erstaunt – doppelt so
teuer als varkala. nach 16 uhr wollen wir zurückfahren. der airconbus
steht da, fährt aber nur nach trivandrum. dort steigen wir beim tempel
aus, nehmen ein – eh schon wissen – tuctuc und rattern durch den
stinkenden, staubigen, brüllenden verkehr. es gibt eine studentendemo,
einen kommunistischen aufmarsch, weißgekleidete strömen zu einem
tempelfest und wir zum busbahnhof. da gibt´s vieeele busse, aller
qualitätsklassen. wir fragen uns durch wo der bus nach varkala abfährt
und warten. herrliche a/c busse kommen und gehen, weniger herrliche
normalbusse auch und dann gibt es noch ein überangebot von
unbeschreiblichen klapperkisten, die noch aus der kolonialzeit stammen.

kovalam

der bus nach varkala kommt dann doch nicht, weil so viele aufmärsche
sind. also mit dem normalbus bis zur nächstgrößeren stadt zum umsteigen.
der bus ist rappelvoll. ich werde von wohlriechenden damen umzingelt,
selber komm ich mir vor wie ein schwitzendes stinktier. der restgruppe
geht es nicht besser. es geht durch den wüsten abendverkehr nach hause.
leider müssen wir nach einer stunde aussteigen und den bus nach varkala
suchen. da ist er dann auch, das uralt modell! wir warten fast eine
stunde bis er färhrt und die landpartie beginnt. unser antikes
schlachtschiff scheppert, wankt und rattert, die bremsen hören sich
metallisch an, die reifen haben wahrscheinlich kein profil – ist
wurscht, es regnet eh nicht. jedes mal wenn einer ein- oder aussteigt
kracht das vehikel, dass man denkt es fällt auseinander. auf diesen 20
km begegnen uns kirchenfeste, laut und bunt, tempelfeste noch lauter und
bunter – nur 1 elefant wird gesichtet. der bus bleibt in den orten bei
jedem dritten haus stehn aber wir bewegen uns. varkala naht, das tuctuc
wartet schon.

busverkehr

nichts wie heim. wir sind jetzt nicht nur verschwitzt
sondern auch verdreckt. irgenwie sind wir vier nicht mehr salonfähig.
also schnell unter die dusche. um 9 uhr 30 sitzen wir wohlduftend beim
abendessen und haben keinen hunger, so müde sind wir. aber die
mannschaft tritt mit dem menü in einer prozession auf wie im traumschiff
und da müssen wir essen. ja, das war ein toller bustag!!! jetzt weißt du
wie´s im wilden kerala zugeht!!!