Zuletzt aktualisiert am 7. Januar 2023 um 19:14

Vermutlich geht es beinahe jeder Mutter so oder so ähnlich, wenn das eigene Kind Mutter wird. Oma werden, Oma sein, einfach wunderbar. Es hat eine so andere Qualität, wie die eigene Mutterschaft. Man trägt kaum Verantwortung, man kann das geliebte Zwergenwesen auch wieder abgeben und vor allem kann man als Großeltern auch mehr erlauben, als die Eltern. Ob das immer gut ankommt, das sei dahingestellt.

UNGLAUBLICHES GLÜCKSGEFÜHL

Fast jeder Großelternteil wird über die Geburt eines Enkelkindes hocherfreut und mit Emotionen geladen sein. Als mein erster Enkelprinz, Louis, vor gut vier Jahren geboren wurde, konnte ich mir kaum vorstellen, dass mich so ein Glücksgefühl nochmals so intensiv überrollen könnte. Und doch ist es nun wieder passiert. Vor wenigen Tagen wurde seine kleine Schwester Marlene geboren und ich bin schon wieder am Dauerweinen, vor lauter Glück.

WAS DAS MIT MEINER KREBSERKRANKUNG ZU TUN HAT

Das hat sehr viel mit meiner vergangenen Krebserkrankung zu tun. Damals im Juli 2011, am Tag der Diagnose habe ich mich mit mir selbst zurückgezogen und mein intensives Leben Revue passieren lassen. Das meiste, das ich bis dahin erlebt hatte, war mehr als positiv. Die negativen Seiten , gerade zum damaligen Zeitpunkt, dafür extrem belastend. Ich hatte damals nachgedacht, was nun passieren würde, wenn diese verdammte Krankheit mein Ende bedeuten würde. Ich stellte fest, dass vermutlich meine Familie sehr traurig sein würde, ich selber aber nicht viel versäumen würde. Es gab keine Endzeitprojekte die mir vorschwebten, keine ToDo-Listen die ich im Angesicht eines möglichen Abganges von dieser Welt noch dringend abarbeiten wollte. Ich hatte zu dem Zeitpunkt einfach schon so viel gesehen und erlebt. Trotz allem vorwiegend die schönen Seiten des Lebens.

ICH HATTE ZWEI WÜNSCHE

Doch gab es tatsächlich zwei Dinge, die ich sehr bedauert hätte, wenn sie mir entgangen wären.

Ja, ich wollte unbedingt auf die Hochzeit eines meiner vier Kinder gehen. Und ich wollte so gerne zumindest einmal ein Enkelkind in Armen halten. Das sind jedoch zwei Wünsche, die man nicht so einfach an seine Nachkommen weiterleiten kann.

Über sechs Jahre liegen nun seit diesem Tag hinter mir. Auch die Erkrankung habe ich in der Vergangenheit gelassen, die Behinderungen sind schon lange Alltag und selten ein Grund zum Jammern.
Eine Tochter ist verheiratet und ich habe es an ihrem Hochzeitstag geschafft stundenlang durchzuheulen. Louis ist im nächsten Jahr ein Schulkind, wie wir beide heute festgestellt haben und nun ist er auch ein großer Bruder.

MEIN GLÜCK IST NICHT SELBSTVERSTÄNDLICH

Und ich bin eine überglückliche Omi und so unglaublich dankbar, das so erleben zu dürfen, wie es eben jetzt ist.
Vielleicht berührt mich die ganze Situation auch deshalb so sehr, weil in diesen Tagen eine liebe Freundin eine Krebsdiagnose erhalten hat und mir das meine persönliche Lage im Jahr 2011 wieder so sehr vor Augen führt. Andererseits kämpft eine andere, wesentlich jüngere Freundin seit Monaten damit, überhaupt ein Kind zu empfangen.
Das sagt mir, das mein Glück einfach nicht selbstverständlich ist und ich es deshalb ganz besonders fest halten sollte.