Zuletzt aktualisiert am 7. Januar 2023 um 19:15

Interessanterweise häufen sich in letzter Zeit Berichte und Blogartikel von Kolleginnen, denen in den kommenden Monaten der Auszug eines oder mehrerer Kinder bevorsteht. Die meisten der Betroffenen sind in meinem Alter, also knapp unter oder knapp über 50.
Ich bin relativ jung Mama geworden. Bei der Geburt meines ersten Sohnes war ich 22 und mein jüngster Sohn kam bald nach meinem 30er auf die Welt. Bei den Töchtern war ich 25 und 29 Jahre alt. Fast unvorstellbar, dass ich bereits eine Tochter mit 36 Jahren haben könnte. Eine weitere wäre 31 und ein weiteres Kind würde heuer seinen 11. Geburtstag feiern. Zwei der Schwangerschaften fanden jeweils im vierten Monat ein Ende, und eine Schwangerschaft wurde in einem sehr fortgeschrittenen Stadium auf Grund der schweren Behinderungen des Kindes beendet. Ja, sieben Kinder das wären wirklich viele, aber selbst so eine große Anzahl schützt nicht davor, dass alle irgendwann gehen.

SEIT ZWEI JAHREN WIEDER KINDERLOS

Und nun führe ich seit zwei Jahren mit meinem Mann wieder ein kinderloses Dasein, zumindest im häuslichen Bereich. Natürlich bleibe ich ewig Mama, das zeigt sich durch fast täglichen Kontakt mit meinen Kindern auf diversen elektronischen Kanälen. Wir telefonieren auch sehr häufig und wenn es möglich ist, dann sehen wir uns auch persönlich. Die Jüngsten leben in Salzburg, im Schnitt treffen wir uns einmal wöchentlich. Die ursprünglich geplanten, gemeinsamen Sonntagsessen sind jedoch kaum einzuhalten.
Meine ältere Tochter lebt am Stadtrand von Wien, gut drei Stunden entfernt, aber wir sehen uns zumindest einmal im Monat, wobei meist ich mich auf den Weg mache. Nun kommt bald das zweite Enkelkind, ein Grund mehr öfter in den Osten zu fahren.
Der älteste Sohn hat sich vor gut einem Jahr auf den Weg in ein anderes Leben gemacht. Vor allem auf einen anderen Kontinent. Er lebt nun schon den zweiten Winter samt seiner Lebensgefährtin in Asien und unterrichtet dort Tauchschüler. Das war für mich anfangs wirklich ein ganz großes Problem, weil ich mir so gar nicht vorstellen konnte, dass er so weit entfernt sein würde. Eine Distanz die man nicht so einfach von einem Tag auf den anderen bewältigt. Ich sehe es ja gerade, wie aufwändig die Planung meiner Reise im März zu meinem Kind ist.
Das ist also die Situation, seit alle Kinder aus dem Haus sind.

VON 6 AUF 2 PERSONEN-WG

Ich erinnere mich mit großem Schrecken daran, als vor mehr als zwei Jahren die beiden *Kleinen* innerhalb eines Monats auszogen. Beide lebten mit ihren Partnern bei uns oder mit uns. Ich trat im Herbst 2015 wieder einmal eine Reha an und just zu diesem Zeitpunkt verließen die Nachkommen das elterliche Nest. Das bedeutete, dass ich nach drei Wochen heimkehrte und eine halbleere Wohnung vorfand, mit einem relativ unglücklichen Ehegespons.
Ich muss dazu sagen, dass wir immer sehr viel Trubel und Bewegung um uns hatten. Neben den vier Kindern lebte noch 15 Jahre meine selige Omi bei uns. Dazu kamen gerade während der Ferien ständig Pflegekinder dazu. Lange Zeit lebten auch Au Pairs bei uns. Abgesehen vom täglichen Besucherstrom, war immer irgendetwas los. Das bedeutete, dass es selten Ruhe gab. Und das sollte sich mit dem Auszug der Kinder dann sehr verändern.

UNBERECHTIGTE ANGST VOR DER ZWEISAMKEIT

Ich hatte tatsächlich Angst vor der Situation. Es warf sich ja auch die Frage auf, wie man als Paar nach 30 Jahren wieder in die Zweisamkeit findet.
Erstaunlicherweise hat sich das alles sehr positiv und unkompliziert entwickelt. Ein Grund dürfte natürlich auch sein, dass mein Mann und ich immer schon sehr eigenständige Leben führten, das kam jetzt zu Gute. Wir gehen oft getrennte Wege, empfinden das aber beide nicht als negativ. Wir hatten immer eine gute Kommunikationsbasis und viele gemeinsame Interessen, das ist natürlich für ein Leben zu zweit unabdingbar. Selten, dass wir nicht wissen, worüber wir uns austauschen könnten. Dass wir auch davor nicht ständig aufeinander pickten und jeder seit langem seinen eigenen Freundeskreis hat, ist ein großer Vorteil, so war der Übergang von der Familien-WG zur neuerlichen Zweisamkeit nicht mehr sehr dramatisch.

Es hat nicht lange gedauert, dass ich mich an diese neue Situation gewöhnt hatte.  Wir haben die Wohnung verändert, Zimmer getauscht, ein Gästezimmer installiert und ich habe seitdem ein eigens Büro samt Fotoecke. Diese Aktivitäten haben natürlich abgelenkt.

NEUE FREIHEITEN

Es wäre gelogen, wenn ich behaupten würde meine Mutterschaft hätte mich über Jahrzehnte eingeschränkt. Ich konnte mich auch als Vierfach-Mama frei bewegen und entfalten. Lange Zeit hatte ich kleine Helfer im Haushalt, die mir den Rücken frei gehalten haben und meine selige Omi hatte einen großen Teil des Familienalltags fest im Griff. Aber ich freue mich heute darüber, dass ich wirklich keine Verpflichtungen mehr habe. Ich freue mich, wenn die Kinder kommen, auch wenn sie länger bleiben, wie das bei den beiden Älteren der Fall ist, es stört mich aber auch nicht, wenn wieder absolute Ruhe einkehrt.

Ich halte es für sehr wichtig, dass man weiß, womit man seine persönliche Zeit gut füllt. Das sollte man nicht erst dann bedenken, wenn die Kinder außer Haus gehen.