Zuletzt aktualisiert am 7. Januar 2023 um 20:58
Rudi und Gigi, das waren meine seligen Schwiegereltern, die vor nunmehr unglaublichen 25 Jahren innerhalb weniger Monate verstorben sind. Die beiden landeten nach einer Odyssee durch mehrere Länder 1958 mit ihren drei kleinen Söhnen in Wien, der Heimatstadt meines Schwiegerpapas. Seit Beginn der 60er Jahre betrieb man in der Naglergasse im ersten Wiener Bezirk ein kleines Textilgeschäft, später auch noch ein zweites. Während meine Schwiegermama Gigi die noblen Kundinnen in dem kleinen Geschäft bediente, war mein Schwiegervater mit dem Einkauf der Waren beschäftigt. Aber die meiste Zeit verbrachte er in den letzten Jahren mit der Belebung der Naglergasse. In den 80er Jahren, als ich meinen Mann kennen lernte, war sein Vater eine echte Persönlichkeit in dieser kleinen Gasse und dem nahe liegenden Graben. In jedem Geschäft wurde er namentlich gegrüßt und in den umliegenden Lokalen war er ein gern gesehener Gast.
GERÜCHTEKÜCHE RUND UM DIE NAGLERGASSE
Und natürlich kannte er jedes Gerücht zwischen Freyung und Stephansplatz. Bei unseren Wienbesuchen wurde ich dann immer als die Schwiegertochter aus der Provinz, sprich Salzburg vorgestellt, und manchmal hatte ich tatsächlich das Gefühl, man würde mich ein wenig argwöhnisch betrachten. Bei unseren vielen Besuchen machte ich mich gerne mit Rudi auf zu Spaziergängen rund um den Graben. Viele der Lokale gibt es es heute noch, jedoch ist so manches aus dem Stadtbild verschwunden. Das Spielewarengeschäft Kober vermisse ich zum Beispiel sehr, seit ich Omi geworden bin. Aber Demel, Hawelka, Trzesniewski, Café de l’Europe, das Schwarze Kameel, Meinl oder Aida findet man auch noch heute zwischen vielen internationalen Gastronomiebtrieben und Handelsketten.
Bei meinem zweitägigen Aufenthalt in Wien vor wenigen Tagen, bei dem ich im wunderschönen Steigenberger Hotel Herrenhof zu Gast war, habe ich mich auf die Spuren meiner Spaziergänge mit meinen Schwiegerpapa gemacht. Das waren sehr emotionale Momente, in denen ich sogar noch die sonorige Stimme mit dem leichten Akzent im Ohr hatte. Vor dem Ilona-Stüberl, dort gibt es , so habe ich mir sagen lassen, immer noch das beste ungarische Gulasch mit Tarhonya, dachte ich für einen Moment, es würde die Türe aufgehen und Rudi tritt mit blauem Kaschmirmantel, elegant gekleidet wie immer, aus dem Lokal.
SHAKSHUKA À LA GIGI
Auch wenn Rudi und Gigi schon lange nicht mehr unter uns weilen, so sind sie in unserer Familie immer noch präsent. Vor allem auch durch so manches Rezept, das meine Schwiegermama hinterlassen hat. Dazu gehört Shakshuka, heute unter den Mainstreamern ein gehyptes Frühstück, bei uns schon lange ein beliebtes Rezept. Schon vor längerer Zeit habe ich dieses Rezept auf meinem Foodblog Geschmeidige Köstlichkeiten vorgestellt, weil es meinen Essbedürfnissen gut nachkommt. Shakshuka à la Gigi, so habe ich es als Andenken an meine selige Schwiegermama genannt.
ÜBERRASCHUNGSFRÜHSTÜCK IM STEIGENBERGER HOTEL HERRENHOF
Am zweiten Tag meines Aufenhaltes im Steigenberger Herrenhof kam ich morgens zum Frühstück. Ich wurde vom freundlichen Personal bereits erwartet und zu einem reservierten Tisch begleitet. Schnell stellte ich meine Handtasche ab und ging mit der Kamera bewaffnet zum Buffet, um ein paar Fotos zu schießen. Eigentlich wollte ich mich danach bei dem mehr als üppigen Speisenangebot bedienen, als mir erklärt wurde, der Küchenchef, Stefan Schartner habe extra für mich ein paar Kleinigkeiten vorbereitet. Natürlich wusste man im Haus von meinen Esseinschränkungen, aber, dass sogar zum Frühstück in einem Hotel extra für mich gekocht wird, das habe ich tatsächlich noch nicht erlebt, obwohl ich sehr viel unterwegs bin.
Also nahm ich Platz und wartete auf meine Überraschungen. Da fiel mir eine Speisekarte ins Auge, extra für mich vorbereitet. Was für eine großartige Geste. Erst beim zweiten Blick entdeckte ich doch wirklich als zweites Gericht Shakshuka à la Gigi. Ja, werte Leserschaft, Herr Schartner hatte sich sehr ausgiebig mit meinem Foodblog beschäftigt, um mich während meiner Tage im Haus gut versorgen zu können und hat tatsächlich unter mehr als 400 Gerichten genau diese Hommage an meine Schwiegermama gefunden.
TRÄNEN BEIM FRÜHSTÜCK
Dass ich Tags zuvor einen ausgiebigen Erinnerungsspaziergang rund um den Graben gemacht hatte, um an Plätze zurückzukehren, die für mich familiäre Verbindungen haben, das konnte Herr Schartner natürlich nicht wissen. Aber diese sehr persönlichen Zusammenhänge waren dafür verantwortlich, dass ich mitten im eleganten Frühstücksraum des Steigenberger Hotel Herrenhof aus lauter Rührung zu weinen begann.
WUNDERBARES ABENDESSEN IM *HERRLICH*
Stefan Schartner hat sich nicht nur lange mit mir über die Problematik meiner Essstörung in der Gastronomie unterhalten, er hat mir auch aus seinem persönlichen Lebenslauf so einiges berichtet, der ihn in mehrere bekannte Wiener Häuser und auch ins Ausland brachte. Schön finde ich, dass er vierfacher Papa ist, da konnten wir unser Erfahrungen mit Großfamilie gut austauschen. Und er hat auch noch am zweiten Abend ein wunderbares Menü für mich gestaltet, das so manche Überraschung ins sich barg. Gerichte die ich wiedererkannte und Innovatives, das ich gerne nachkochen werde.
Für Wienbesucher kann ich neben den vielen bekannten Speiselokalen, das Herrlich im Steigenberger Herrenhof sehr empfehlen, nicht nur, wenn man besondere Wünsche hat.
Danke Stefan Schartner für das tolle Gespräch und die wunderbare Umsetzung meiner Rezepte.
Herrengasse 10
1010 Wien
Dieser Beitrag entstand in freundlicher Zusammenarbeit mit dem Steigenberger Hotel Herrenhof. Der Inhalt entspricht jedoch meinen eigenen Erfahrungen und ist unbeinflusst.