Zuletzt aktualisiert am 7. Januar 2023 um 20:57

Jeder kennt solche Situationen. Es widerfahren einem irgendwelche Dinge, die man gar nicht selber große beeinflusst hat. Man sucht dann nach Lösungen und ist aber fast unfähig aus lauter Peinlichkeit  Rat einzuholen.
Genauso etwas ist mir gerade wieder einmal passiert. Im Winter haben sich in meinem Vorratsschrank Mehlmotten eingenistet. Diese Dinger, die sich gerne in Mehl und Reis aufhalten, sich unauffällig vermehren und plötzlich in der Küche herumfliegen. Beim Anblick der ersten Motte denkt man sich vielleicht noch gar nicht so viel, aber wenn es dann mehr als drei werden, wird man meist tätig. Also, Vorrastsschrank ausräumen, Reis, Mehl, Zucker und was sonst noch in das Schema von Motten passt, entsorgen. Glasbehälter besorgen und die bevorzugten Mehlmottenspeisen darin aufbewahren. Man denkt , man wäre der Sache Herr oder Dame geworden, siehe da, nach zwei, drei Wochen das gleiche Problem. Man dsinniert über die Hygieneverhältnisse in seiner eigenen Küche, traut sich kaum Wohnungsfremde in diese zu lassen, denn, was würden denn die Leut‘ denken, wenn da plötzlich diese Dinger herumschwirren. Also, bevor man jemanden befragt, nachdem gefühlte 12 Millionen Internetseiten nichts Neues zu berichten wussten, schweigt man lieber und entsorgt ein weiteres Mal fast den gesamten Inhalt des Vorratsschrankes.

HILFE VON DER COMMUNITY

Ich befrage ja gerne meine relativ große Social Media Community, wenn ich zu faul bin, um zu googeln, weil nach meiner Erfahrung oft wirklich interessante Lösungen parat sind.
Aber wer schreibt schon frühmorgens in seinen Facebook-Status *Guten Morgen am Donnerstag. In teile meine Küche mit Mehlmotten, welche handelsüblichen Lebendfallen könnt ihr empfehlen?* Es könnte ja sein, dass Tierschützer mitlesen und man will sich ja nicht angreifbar machen. Nein, eigentlich fragt man das gar nicht öffentlich, weil , was denken sich denn die Leut‘?
Inzwischen habe ich das Problem auch in den Griff bekommen, in dem ich tatsächlich ALLES, ja wirklich alles, auch die Päckchen mit Muffinspapierformen, denn dort haben die lieben Viecherl gewohnt, entsorgt habe. Vielleicht hätte diesen Tipp ja jemand aus meiner Community auch gehabt, aber wie gesagt, was denken sich die Leut‘?

ERINNERUNGEN AN ANDERE UNANNEHMLICHKEITEN

Diese leidige Sache hat mich sehr an eine Angelegenheit erinnert, die bald 25 Jahre zurückliegt. Auch so ein Thema, das fast jeder kennt, aber über das man einfach nicht offen spricht. Läuse! Ach herje, was habe ich da mit vier Kindern mitgemacht. Wir haben damals in Salzburgs schickstem Stadtteil gelebt, mit der besten Schule und dem besten Kindergarten für die besten Kinder aus den besten Familien. Dort gibt es selbstverständlich keine derartigen asozialen Plagen wie Kopfläuse.
Jedenfalls hatte meine älter Tochter, damals vierjährig und mit Haaren bis zur Hüfte ausgestattet, plötzlich kleine wandernde Schuppen am Kopf. Und das einen Tag vor unserem Kurzurlaub in Jesolo. Und das natürlich an einem Samstagnachmittag, an dem die Apotheken bereits geschlossen hatten. Also ab zur Nachtapotheke und vorsichtshalber gleich mehrere Shampoos ankaufen. Natürlich mit leiser Stimme und gesenktem Haupt, man will ja nicht erkannt werden, wegen der Rederei der Leut‘. Zuhause wurde dann nicht nur das befallene Kind von oben bis unten entlaust, sondern wohlweislich gleich die ganze Familie, einschließlich meiner seligen Omi, die ebenfalls hüftlange Haare ihr Eigen nannte. Mission erfolgreich nach Stunden erfüllt und dem Kurzurlaub in Jesolo stand nichts im Weg.

INFORMATIONEN FÜR ALLE

Was macht nun mein liebes Kind am ersten Tag in unserem supertollen Hotel, in dem sich meist viele Bekannte auch aus Salzburg aufhielten? Ja, richtig, sie hat jedem mitgeteilt, egal ob er es wissen wollte oder nicht : *Weißt du, ich hatte Läusen!* Natürlich hielt sie den Menschen ihr Haar unter die Nase, um zu zeigen, dass die Plage bereits vorüber war. Selten habe ich mich in meinem Leben so derartige geniert, wie an diesem Tag, zwischen all den wichtigen Leuten. Die Blicke die uns trafen sprachen Bände. Ich hatte schon darauf gewartet, dass die Leut‘ mit nackten Fingern auf uns zeigen könnten und lautstark rufen würden *schaut, das sind die Asozialen mit den Läusen!*
Und wie es der Zufall so will, ein paar Tage später traf ich in der ortsansässigen Apotheke eine der Damen, die mich am Pool mit abschätzigen Blicken bedachten. Dreimal darf man nun raten, was sie von der Apothekerin benötigte? Ganz leise natürlich, hinter vorgehaltener Hand. Ja richtig, Läuseshampoo für die gesamte Familie. Besonders erstaunlich war jedoch die Antwort der Apothekerin *Frau Doktor, sie sollten vielleicht in der Schule Bescheid sagen und nicht nur alle vierzehn Tage die gesamte Familie entlausen.*
Tja, manchmal ist es eben doch besser scheinbar unangenehme Dinge auszusprechen und sich rechtzeitig Rat zu holen.
Aja, falls jemand Tipps gegen Mehlmotten benötigt……………..